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​​​​​​​Notausbettung von fast 2.000 Toten in Belarus jetzt möglich

Volksbund erhält kurzfristig Genehmigung, deutsche Soldaten aus dem Kriegsjahr 1943 zu bergen

Juli 2024, Bobruisk, Belarus: Zwei große Grablagen sind dem Volksbund für diesen Ort seit langem bekannt. Aus einer der beiden – im Stadtzentrum gelegen – sind die Toten schon geborgen. Nun eröffnet sich kurzfristig die Chance, die Arbeiten auch an der zweiten Grablage fortzusetzen, wo noch fast 2.000 Tote vermutet werden.

 

Bobruisk war von 1941 bis1944 von der Wehrmacht besetzt. Im Rahmen der Operation „Bagration“ wurde die Stadt von der Roten Armee zurückerobert. Im Juni 1944 erlitt die Heeresgruppe Mitte schwere Verluste in der Region. Sie verlor 28 Divisionen, 400.000 deutsche Soldaten starben oder wurden gefangen genommen. In Bobruisk wurde die 9. Armee eingekesselt. Von den 70.000 eingekesselten Soldaten gelang nur 15.000 die Flucht.
 

Betoniert und überdacht

Der Friedhof, den die Wehrmacht angelegt hatte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut und ist bis heute nicht öffentlich zugänglich. Die Flächen sind betoniert und überdacht.

2013 hatte der damalige Umbettungsleiter für die Ukraine und Belarus, Wolfgang Brast, mit seinem Team dort die Gebeine von 731 gefallenen Wehrmachtssoldaten exhumiert. Die Hälfte von ihnen trug Erkennungsmarken. Das half den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin des Volksbundes, die Identität der Toten zu klären und Angehörige zu benachrichtigen. 331 Soldaten konnten identifiziert werden. Insgesamt wurden bis heute in Bobruisk 1.491 Tote geborgen und auf dem Sammelfriedhof Schatkowo beigesetzt.
 

Anruf vor wenigen Tagen

Vladimir Ioseliani, Archäologe und Nachfolger von Wolfgang Brast beim Volksbund, hatte seit 2019 immer wieder über die deutsche Botschaft in Minsk gebeten, bei den belarussischen Behörden eine Genehmigung zu erwirken, um die Toten aus der zweiten Grablage zu bergen –  fünf Jahre lang vergebens.

Doch seine Ausdauer zahlte sich aus: Vor wenigen Tagen erhielt er einen Anruf vom deutschen Militärattaché: Das Gelände soll umgebaut werden. Wenn der Volksbund schnell reagiert, erhält er unter diversen Auflagen die Genehmigung, dort zu arbeiten und die Toten zu bergen.
 

Erkennungsmarken zu erwarten

„Für diese Grablage haben wir noch fast 2.000 Verluste gemeldet. Insgesamt waren es über 2.600, 731 wurden bereits exhumiert. Wir gehen davon aus, dass – wie bei den ersten Bergungen – auch bei diesen Toten noch Erkennungsmarken zu finden sind. Damit stehen die Chancen gut, dass wir noch nach fast 80 Jahren etliche Schicksale klären können“, hofft Vladimir Ioseliani.

Wie geht es nun weiter? „Die Behörden haben nach ersten Untersuchungen mit Georadar bestätigt, dass dort tatsächlich Gräber sind. „Ich würde nochmal genau sondieren, wo dort die Toten liegen. Dann können wir anfangen. Da es sich um ein nichtöffentliches Gelände handelt, dürfen dort nur belarussische Staatsangehörige arbeiten“, sagt Vladimir Ioseliani. Er wird den Einsatz vor Ort begleiten. Mit der Genehmigung sind hohe Auflagen verbunden. Die Arbeiten müssen bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Anschließend muss das Gelände komplett rekultiviert werden. Die geborgenen Toten werden auf der Kriegsgräberstätte Schatkowo bestattet.

 

Nur möglich mit Spenden

„Jetzt drängt die Zeit und so sehr wir uns über die Genehmigung zur Ausbettung freuen, so groß sind unsere Sorgen mit Blick auf die Finanzierung”, sagt Arne Schrader. Er leitet die Abteilung Kriegsgräberdienst und internationale Beziehungen. „Die Kosten für diesen ungeplanten, umfangreichen Exhumierungsauftrag sind in dem ohnehin sehr knappen Haushalt des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge nicht eingeplant. Wir gehen von rund 80.000 Euro aus – eine Umschichtung von Mitteln in einer solchen Höhe würde andernorts große Löcher reißen.”

Darum bittet der Volksbund um Spenden, um die Chance, die sich jetzt in Schatkowo bietet, nutzen zu können. „Wir wollen und müssen diesen 2.000 Toten nach 80 Jahren endlich eine würdige Ruhestätte und ihren Angehörigen Gewissheit geben”, so Schrader. Danke, dass Sie uns unterstützen!

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... Sie auf einer Unterseite zum Thema: www.volksbund.de/notausbettung-osteuropa.
 

Der Volksbund ist ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Er pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 30.000 junge Menschen.

Die Gräbersuche Online umfasst inzwischen fast 5,4 Millionen Datensätze. Wer noch einen Angehörigen vermisst, kann dort recherchieren und gegebenenfalls einen Suchantrag stellen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist.

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