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Ein Traum ist ein Wunsch der Seele

Weihnachtsgruß von Dirk Backen, Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des Volksbundes,
 

das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Einkehr, Innehalten, Dankbarkeit für das Leben, das wir besitzen – alles geht uns durch den Kopf in diesen Tagen.

Weihnachten ist natürlich in erster Linie ein christliches Fest im Kirchenkalender. Jeder solle dafür einstehen, „dass sich Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ausbreiten auf der Welt", schrieb vor einem Jahr Christoph Meyns, Bischof in Braunschweig, in seiner Weihnachtsbotschaft. Dieser Wunsch ist jedoch nicht auf die Christenheit beschränkt. Es ist wohl der Wunsch nahezu aller Menschen auf diesem Planeten – und doch ist es leider an vielen Orten nur ein Traum. Ein Traum ist ein Wunsch der Seele, so las ich kürzlich auf einem Kalenderblatt.
 

Ein Traum im Jahr 1963

„I have a dream“ – diese weltbekannten Worte sprach am 28. August 1963 Martin Luther King wiederholt auf den Stufen des Lincoln-Denkmals in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington vor etwa 250.000 Menschen. Er sagte auch: „Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben, wo sie nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach der Ausprägung ihres Charakters.“

Ich frage mich manchmal, wie Martin Luther King die Lage in der heutigen Zeit beurteilen würde. Der Rassismus damals in den USA wurde inzwischen eingedämmt – auch durch Gesetze und Bildungsarbeit. Barack Obama war von 2009 bis 2017 der erste farbige Präsident der Vereinigten Staaten, was 1963 sicherlich nicht vorstellbar war. Die Zeiten ändern sich. Dennoch: Immer wieder gibt es Fälle, in denen die alten Wunden aufbrechen. Die Botschaft Martin Luther Kings wäre heute möglicherweise eine mildere, aber er würde wohl immer noch einen Traum beschreiben.
 

Volksbund-Vision vom Frieden

Der Volksbund hat auch einen Traum: Er hat die Vision eines Friedens, der sich als Botschaft an alle Menschen auf der Welt von den Kriegsgräbern ableitet. Vor allem die Soldatenfriedhöfe sind nach wie vor stumme Zeugen des Krieges, dieser Geißel der Menschheit, deren dröhnende Botschaft von uns nicht nur gehört, sondern im Herzen gefühlt werden muss.

Was aber empfinden wir, wenn wir auf einer Kriegsgräberstätte stehen? Die Gefühle sind ganz unterschiedlich. Alte Menschen werden an die Zeiten erinnert, in denen ihnen der Krieg und seine Folgen die unbeschwerte Jugend stahlen. Ein Vater oder Bruder, der nicht mehr nach Hause zurückkehrte, oder eine Mutter, die auf der Flucht oder im Bombenhagel getötet wurde – das sind oftmals sehr persönliche und immer auch sehr schmerzliche Erinnerungen. Junge Menschen dagegen suchen nach Erklärungen, nach Hintergründen. Sie sind wissbegierig und das ist gut so.
 

Junge Soldaten und ihre Schicksale

Als Nachkriegsgeborener und ehemaliger Soldat der Bundeswehr sehe ich vor allem die Schicksale hinter den Grabsteinen. Da liegen zumeist junge Soldaten, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten und denen der Tod die Chance auf privates Glück genommen hat.

Meine Gedanken gehen natürlich weiter. Die Frage nach den Ursachen für diese menschlichen Tragödien findet rasch eine Antwort, aber leicht und abschließend ist sie nicht. Die Zeit des Nationalsozialismus liefert ganz offensichtlich mit ihrer Perversion des menschlichen Anstands zahlreiche Gründe für die Erklärung von Krieg. Doch schon auf den Gräbern des Ersten Weltkrieges oder denen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 passen diese Erklärungsmuster nicht mehr.
 

Leuchtende Augen an hohen Festtagen

So fokussiert sich mein Herz oftmals weniger auf die große Geschichte Deutschlands, sondern vielmehr auf das, was da an menschlichem Schicksal vor einem liegt. Ein jeder gefallene deutsche Soldat war auch einmal ein achtjähriger Bub, der mit leuchtenden Augen vor dem Weihnachtsbaum stand oder – vor dem Ersten Weltkrieg – vor dem jüdischen Chanukka-Leuchter. Niemand wird als Täter geboren.

Am Ende bleibt die Empathie, mit der ich ein Grab betrachte und bedauere, dass der Tod eben seine Ursache in einem Krieg hatte, der von Menschen gemacht wurde. Wir können das in diesen Tagen mit schrecklichen Bildern von viel zu vielen Orten verfolgen.
 

Volksbund zieht zweifache Lehre

Wahrhaftige Kriegsgräberfürsorge erinnert an beides: an die Menschen, die durch den Krieg ums Leben gekommen sind, und an die Ursachen dafür. Beides ist für den Volksbund untrennbar miteinander verbunden. Darum ziehen wir daraus zwei Lehren: Wir wollen friedfertig sein und bleiben, aber wir wollen Freiheit und Gerechtigkeit keinesfalls aufgeben. Dafür müssen wir einstehen – notfalls auch mit ausreichender Wehrhaftigkeit. Sie werden mir als ehemaligem Offizier diese Botschaft hoffentlich nachsehen.

Als Vorgesetzter, der aus seinen Auslandseinsätzen leider nicht alle ihm anvertrauten Soldaten heil nach Hause bringen konnte, sage ich Ihnen aber auch das: Wehrhaftigkeit in unserem Land bedeutet eine harte Pflicht mit einem dazugehörigen Eid, den man im Einklang mit seinem Gewissen einlösen muss, wenn es an der Zeit ist. Ganz gewiss aber empfindet man dabei keine Freude.
 

Traum für kommende Generationen

Nein, auch ich hätte lieber mein ganzes Leben in Ruhe und Frieden gelebt. Ich träume daher für alle kommenden Generationen davon, dass sie ohne Krieg und Gewalt aufwachsen und gedeihen mögen und dass sie die Weihnachtsbotschaft weitertragen können – in die ganze Welt hinaus. Das ist doch ein schöner Traum zum Weihnachtsfest oder nicht?

I have a dream.
 

Ihr Dirk Backen
Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
 

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Der Volksbund macht Betriebsferien und ist ab dem 2. Januar wieder zu erreichen.

 

Schmücken Sie mit uns den Baum!

Eine friedliche Zukunft ohne Not und Leid als Kriegsfolgen ist uns ein Herzensanliegen. Dafür setzen wir uns beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ein. Weil wir auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen sind, bitten wir Sie: Schmücken Sie mit uns einen Weihnachtsbaum. Ganz gleich, wieviel Ihre Baumkugel wert ist – ob 5, 50 oder 500 Euro: Sie zeigt, dass Sie sich mit uns für eine friedliche Zukunft stark machen. Danke!