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Reinhold Beckmann-Lesereise: Feldpostbriefe von drei Fronten

Zum Lied „Vier Brüder“: Volksbund und Bundesarchiv halfen, ihre Geschichte für ein Buch nachzuerzählen

Ein Lied, ein Buch, ein Glücksfall für beide Seiten – so lässt sich kurz zusammenfassen, was den Volksbund und Reinhold Beckmann verbindet. Das Ergebnis: ein Auftritt des Musikers und TV-Moderators mit dem Lied „Vier Brüder“ am Volkstrauertag 2021 im Bundestag und eine Lesereise seit September. Denn inzwischen ist – mit Volksbund-Hilfe – ein Buch erschienen, das diese vier Schicksale nachzeichnet.

 

Im Referat Service des Volksbundes ist Kompetenz gebündelt, die vor allem bei Angehörigen-Anfragen zur Lage von Gräbern zum Tragen kommt. Dann kann es nötig sein, einzelne Informationen wie ein Puzzle zusammen zu setzen und zum Beispiel Dokumente in Sütterlin-Schrift zu transkribieren oder Regimentsgeschichten nachzuvollziehen.

Diese Puzzlearbeit mit umfassender Recherche war auch bei dem Buchprojekt von Reinhold Beckmann notwendig. Ausgangspunkt ist das Lied„Vier Brüder“. Darin erzählt der Musiker die Geschichte seiner Mutter Aenne, die erst Alfons, dann Hans, später Franz und schließlich den erst 17-jährigen Willi im Zweiten Weltkrieg verlor.
 

Wo waren sie im Krieg?

Das Lied rührte Unzählige zu Tränen – im Plenarsaal und an den Fernsehschirmen bei der Live-Übertragung der ARD. Da war der Weg schon bereitet für den zweiten Schritt: Fast 140 Feldpostbriefe der drei älteren Brüder hatte die Mutter Reinhold Beckmann hinterlassen. In Sütterlin und an der Front geschrieben – und darum schwer zu entziffern –, sind sie eine Quelle, mit der der Musiker ohne Hilfe wenig anfangen konnte.

Im Volksbund fand er einen zuverlässigen Partner mit der nötigen Expertise und legte die Briefe – per Kurier – vertrauensvoll in kompetente Hände. Der damalige Archivar Peter Päßler transkribierte sie und Dr. Peter Schmidt, Leiter der Abteilung Service & Kooperation, übernahm die weitere Recherche nach Feierabend, aus privatem Interesse. Weil Ortsangaben in den Feldpostbriefen fehlten – sie waren verboten – vollzog er für zwei der drei Onkel die Einsatzorte über die jeweilige Regimentsgeschichte nach.
 

Recherche im Bundesarchiv in Berlin

Einen großen Anteil an der Erfolgsgeschichte hatte auch die Abteilung Personenbezogene Auskünfte zum Ersten und Zweiten Weltkrieg im  Bundesarchiv, ein wichtiger Volksbund-Partner in Berlin. Leiterin Anette Meiburg recherchierte in Wehrmachts-Unterlagen und steuerte wertvolle Informationen zu den Biographien der Onkel bei. Am 1. Dezember trafen sich Reinhold Beckmann, Anette Meiburg, Peter Schmidt, der Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen und Harald John (Leiter Öffentlichkeitsarbeit) in Hamburg zur Übergabe der Briefe und Rechercheergebnisse.

Nachdem der Musiker weitere Quellen gefunden hatte – etwa die Pfarrchronik des Heimatdorfes seiner Mutter –, halfen die Experten in der Bundesgeschäftsstelle in Niestetal wiederum. Das Referat Gräbernachweis recherchierte, dass drei der Brüder auf Kriegsgräberstätten des Volksbundes bestattet sind. Einzelgräber gibt es allerdings nicht.
 

„Mein Dank gilt allen, die mir durch fundiertes Wissen und akribische Recherche den Rücken gestärkt und damit den restlichen notwendigen Mut gegeben haben, dieses Buch zu schreiben.“

Reinhold Beckmann

Sehnsucht, nach Hause zu kommen

Für Peter Schmidt machte nicht nur der prominente Angehörige diesen Fall besonders. Ihn berührte zweierlei: „die Sehnsucht, die in allen Briefen deutlich wird: danach, dass der Krieg vorbei ist, dass sie endlich nach Hause dürfen, heiraten, Familie gründen.“ Offenbar stand keiner der Onkel mit Überzeugung oder gar Begeisterung hinter dem, was er tat und tun musste.

Und noch etwas habe betroffen gemacht, so Schmidt: wie stark die familiäre Bindung war. „Da saß zu Hause ein Mädchen, das von drei verschiedenen Fronten Berichte bekam.“ Zu allen habe Aenne Kontakt gehalten, Briefe zurückgeschrieben – „was hat das wohl für sie bedeutet?“, fragt er sich. Die Schlachtfelder waren zwar weit weg, aber der Krieg doch so nah.
 

Live aus dem Bundestag

Auch in diesem Jahr überträgt die ARD wieder live aus dem Bundestag: Die Zentrale Gedenkstunde des Volkstrauertages am Sonntag, 19. November 2023, beginnt um 13.30 Uhr. Ein Interview mit Reinhold Beckmann zu seinem Lied „Vier Brüder” und seinem Auftritt im Reichstag 2021 finden Sie hier: Der vierte stumme SchreiDas Lied „Vier Brüder“ gehört zum Album „Haltbar bis Ende“ und ist auf YouTube zu finden. Die Stationen seiner Lesereise können Sie hier nachsehen: Reinhold Beckmann liest aus Aenne und ihre Brüder.