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Exkursion für Azubis: Kreuze und Schicksale in Ysselsteyn

Drei Bezirksregierungen aus Nordrhein-Westfalen nehmen Volksbund-Angebot auf Kriegsgräberstätte in den Niederlanden an

Lehren aus der Geschichte ziehen? Die wenigsten Auszubildenden werden dazu im Rahmen ihrer Ausbildung aufgefordert oder eingeladen. Doch zunehmend bieten Unternehmen und Verwaltungen genau das mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. an. Beispiel: eine Exkursion für Azubis der Bezirksregierungen Köln, Arnsberg und Detmold nach Ysselsteyn. 

 

Dort trifft ein modernes Pädagogik- und Ausstellungskonzept auf ein unveränderliches Zeugnis der Geschichte: Grabkreuze, so weit das Auge reicht. Auf der einzigen deutschen Kriegsgräberstätte in den Niederlanden sind fast 32.000 Tote bestattet. Es ist die flächenmäßig größte deutsche Anlage weltweit. Angegliedert ist eine Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte (JBS).

 

Workshops und Zeitzeugengespräch

Das Team um Sjoerd Ewals, der die JBS leitet, hatte den 55 Auszubildenden ein breites Angebot gemacht. Das Ziel: von der unfassbaren Zahl der Toten auf dem Friedhof hinzuleiten zu den Schicksalen, die dahinterstehen – um die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft greifbar zu machen für junge Menschen. 

Das gelang mit Biographiearbeit in Workshops und mit einem Zeitzeugengespräch. „Die Macht der Propaganda“ war Thema eines weiteren Workshops. Er zeigte, wie Propaganda zur Zeit des Nationalsozialismus wirkte und welche Mechanismen der Einflussnahme heute gefährlich sein können. 
 

Warnung vor „rechtem Gedankengut“

„Mir ist es wichtig, dass sich unsere Nachwuchskräfte mit der Vergangenheit auseinandersetzen, persönliche Schicksale kennenlernen und vor allem gerade heutzutage dafür sensibilisiert sind, wie gefährlich rechtes Gedankengut sein kann“, sagte Regierungspräsident Heinrich Böckelühr aus Arnsberg. Mit seinem Amtskollegen Dr. Thomas Wilk aus Köln besuchte er die Gruppe in den Niederlanden.

 „Es war schön zu sehen, wie die jungen Menschen mit diesem sehr schweren Themen umgegangen sind und diesem wichtigen Ort des Gedenkens mit viel Respekt begegnet sind“, so Heinrich Böckelühr weiter.
 

„Krieg kennt keine Sieger“

Den Ursprung des Projekts erklärte die Detmolder Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling: Nach einem Besuch in Ysselsteyn sei die Idee entstanden, den Auszubildenden eine Exkursion mit pädagogischen Inhalten anzubieten.

„Die unzähligen Gräber und Einzelschicksale dahinter sind eine Mahnung, dass Krieg keine Sieger kennt und Frieden keine Selbstverständlichkeit ist“, zieht Holger Rehm Bilanz, Auszubildender in Detmold.

Wichtige Erkenntnis am Ende

Julia Otto, die aus Arnsberg angereist ist, ergänzt: „In Ysselsteyn ist mir bewusst geworden, dass die Fehler von damals zukünftig nur vermieden werden können, wenn man bereit ist, sich regelmäßig und umfassend mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.“

Die JBS Ysselsteyn ist eine von vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten, die der Volksbund in den Niederlanden, in Belgien und Frankreich und auf Usedom betreibt. Dass Azubis unter anderem dort zu Gast sind, hat zum Teil lange Tradition. 
 

Tradition und Neuerung

Der Nachwuchs der Carl Zeiss AG aus Oberkochen bei Aalen leistet seit 1959 auf Friedhöfen im europäischen Ausland ehrenamtliche Arbeit und waren schon elf Mal in Ysselsteyn zu Gast.

Die Würth-Gruppe stellte Auszubildende frei, damit sie an PEACE LINE, dem jüngsten Volksbund-Format für junge Erwachsene, teilnehmen können. All das sind freiwillige Angebote.

Der Landkreis Northeim schließlich geht neue Wege und schickte alle seine Auszubildenden in die JBS Niederbronn im Elsass. Alle zwei Jahre steht das auf dem Programm, sodass alle einmal dabei sind, wenn sie ins Berufsleben starten. Ein Modellprojekt, das Schule machen könnte.

 

Mehr zu Projekten für Auszubildende lesen Sie hier:

Carl Zeiss AG: Mit der Großnichte am Grab von Anton Franz Schmid

Landkeis Northeim: Modell-Projekt Northeim: Studienfahrten für Azubis

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen.

Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Aktuell bittet er um Spenden für eine Notausbettung in Belarus.

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