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Sichtbar dank Volksbund-Workcamp: Gräber des Ersten Weltkrieges

Jugendliche pflegen Kriegsgräberstätte auf dem Johannisfriedhof in Meißen

Zum vierten Mal kamen junge Menschen aus ganz Europa in die sächsische Porzellanstadt. Sie pflegten nicht nur Kriegsgräber, sondern verlegten auch neue Grabsteine und kümmerten sich gleich um mehrere Gräberfelder. Damit lieferten sie auch einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsaufarbeitung und Erinnerungskultur. Eingeladen hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.  
 

„Das ist ja kein Vergleich zu 2018“, urteilte Dr. Heike Dörrenbächer. Die Leiterin der Abteilung Gedenkkultur und Bildung besuchte das Workcamp „Meißen International“ nach der Premiere vor sechs Jahren im Stadtteil Oberspaar zum zweiten Mal.
 

Aufgabe für Jugendbegegnungen

2018 hatte Anne Schieferdecker, Referentin im Fachbereich Internationale Jugendbegegnungen, gemeinsam mit dem Landesverband Sachsen den Friedhof für die Jugendarbeit des Volksbundes entdeckt. Dort sind auf drei Gräberfeldern Tote des Ersten und des Zweiten Weltkrieges sowie sowjetische, polnische und italienische Zwangsarbeiter bestattet.

Das Gräberfeld für die Kriegstoten aus dem Ersten Weltkrieg war 2018 kaum mehr erkennbar – überwuchert von Sträuchern, musste es erst freigelegt werden.
 

Recherche im Friedhofsarchiv

Mit Unterstützung des Landesverbandes Sachsen, des sächsischen Denkmalschutzes und vor allem der Friedhofsverwaltung des Johannesfriedhofs in Meißen hatten die Arbeiten 2018 begonnen. In drei internationalen Workcamps legten junge Menschen aus ganz Europa in den folgenden Jahren einen Großteil der Gräber frei.

Neue Grabsteine verlegt

Mit Hilfe der im Friedhofs-Archiv gefundenen Gräberlisten gelang es der Gruppe in diesem Jahr, die mit Fördermitteln des Landes Sachsen finanzierten Grabsteine zuzuordnen und neu zu verlegen. 

Viele der jungen Menschen sind zum wiederholten Male bei einem Workcamp dabei, so auch Jonas aus Italien, der schon zum dritten Mal seinen Sommer mit dem Volksbund verbringt.
 

Alle packen an

Auch Heike Dörrenbächer, Bildungsreferent Carsten Riedel und die gerade erst  vom sächsischen Kultusministerium abgeordnete Lehrerin Carolin Hauck halfen bei den Arbeiten.

Frische Farbe für die Kreuze

Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie vier Teamerinnen und Teamer aus neun Ländern (Deutschland, Großbritannien, Italien, Polen, Rumänien, Russland, Türkei, Ungarn, Venezuela) strichen auch die Kreuze auf dem Gräberfeld des Zweiten Weltkrieges neu.

Der Gedenkstein am Fuße der beiden Gräberfelder, die an dem sanften Hang des sächsischen Mittelgebirges gelegen sind, gibt die Mahnung wieder, die dem Volksbund nicht nur bei den internationalen Begegnungen so wichtig ist: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34, 15).

Aus Italien, Polen und der Sowjetunion

Friedhofsmeister Michael Käthner war von der schnellen und effektiven Arbeitsweise der jungen Leute sehr beeindruckt und bot an, einmal selbst bei einem Freiwilligen-Arbeitseinsatz mitzumachen. Als er den jungen Leuten ein Gräberfeld für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Italien, Polen und der Sowjetunion auf dem Johannesfriedhof zeigte, waren die Teilnehmer aus diesen Ländern sofort bei der Sache und packten an. 

Der Anfang war schnell gemacht: Die Gruppe säuberte in kurzer Zeit den Gedenkstein für die Zwangsarbeiter und befreite den Weg davor von Ästen und Sträuchern – ein schönes Beispiel dafür, dass die Arbeitseinsätze des Volksbundes schnell eine große Wirkung entfalten können.

Grabsteine für Kinder

Auf dem Gräberfeld selbst wartet noch einige Arbeit – auch Recherche zu den Schicksalen der Toten. Dort befinden sich unter anderem zwei Grabsteine für Kinder, die im Nachkriegsjahr 1946 nur wenige Tage alt wurden. Ihre Eltern hatten ihnen dort einen Grabstein gewidmet. Die näheren Umstände sind nicht bekannt. Möglicherweise handelte es sich um Kinder von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen, die nach dem Krieg in Meißen geblieben waren.

Eine mögliche Anlaufstelle für Recherche ist die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain. Sie erinnert an die Opfer des Kriegsgefangenenlagers der Wehrmacht bei Riesa zwischen 1941 und 1945. Es war vor dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands auf die Sowjetunion ab April 1941 für sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet worden. Die ersten Gefangenen wurden im Juli 1941 noch unter freiem Himmel ohne Dach, Latrinen oder Waschgelegenheiten untergebracht. 
 

Gedenkstätte Zeithain

Erst nach und nach entstand eine komplette Lagerinfrastruktur. Ab dem 1. Februar 1943 diente das Lager als „Kriegsgefangenen-Reservelazarett Zeithain“ und entwickelte sich zu einer zentralen Stelle für verletzte, kranke oder aus anderen Gründen arbeitsunfähig gewordene sowjetische Kriegsgefangene. Ab Oktober 1943 kamen auch italienische, serbische, britische, französische und polnische Gefangene dorthin.

Viele wurden von Zeithain aus in die unzähligen Arbeitskommandos im Wehrkreis IV (Sachsen) geschickt, vielleicht einige von ihnen auch nach Meißen. Mit diesen Fragen setzten sich die Workcamp-Gruppe bei einem Besuch der Gedenkstätte auseinander.

Auf Wiedersehen in Meißen

Friedhofsmeister Michael Käthner wünscht sich, dass auch im kommenden Jahr junge Menschen in die Stadt kommen, um vor allem das Gräberfeld der sowjetischen, italienischen und polnischen Zwangsarbeiter in Ordnung zu bringen. 

Der Volksbund kümmert sich um alle Kriegstoten der beiden Weltkriege. Auf Wiedersehen in Meißen, wenn sich 2025 hoffentlich wieder junge Menschen zu einer Begegnung dort zusammenfinden!

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig, pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Jeden Sommer veranstaltet der Volksbund mehr als 30 internationale Jugendbegegnungen und Workcamps in Deutschland und vielen europäischen Ländern.
 

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