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„Flamme der Erinnerung“ vereint Jugend zum D-Day in der Normandie

Volksbund beteiligt sich an internationalem Gedenken zum 80. Jahrestag der alliierten Landung

Die Landung der Alliierten an der Nordküste Frankreichs am 6. Juni 1944 führte zur Befreiung Westeuropas von deutscher Besatzung und zum Sturz des nationalsozialistischen Regimes. Zugleich kostete er Tausende das Leben. Auf Einladung des Volksbund-Partners, der Commonwealth War Graves Commission (CWGC), brachten drei junge Frauen aus Deutschland eine „Flamme der Erinnerung“ nach Bayeux.

 

Ziel war die größte britische Kriegsgräberstätte des Zweiten Weltkrieges in Frankreich, doch das ist nur eine Station, an der der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. in diesen Tagen gemeinsam mit anderen Nationen der Toten gedenkt: Colleville-sur-Mer, La Cambe und Mont d'Huisnes sind weitere (s. u.).
 

Aus mehreren Ländern nach Bayeux

Ab Montag trugen Katharina Eckstein (24), Merle Friedrich (21) und Lenya Misselwitz (19) die „Flamme der Erinnerung“ durch Europa. Sie kommen aus Düren, Bielefeld und Speyer. Katharina ist Lehramtsstudentin, Merle Auszubildende der Firma Würth und Lenya frischgebackene Abiturientin.

Auch aus anderen europäischen Ländern hatten sich Fackelträger und -trägerinnen auf den Weg gemacht. Sie alle wollen an den Krieg und seine Opfer erinnern und trafen gestern Abend bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung in Bayeux zusammen.
 

Beim deutschen Botschafter in Brüssel

Am Dienstag erreichte die Flamme Brüssel. „Erinnern als europäische Aufgabe“ war Thema, als der deutsche Botschafter Martin Kotthaus die drei Fackelträgerinnen, Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und Generalsekretär Dirk Backen in seiner Residenz empfing.

Belgien habe im Ersten Weltkrieg großes Leid erfahren und auch im Zweiten Weltkrieg extrem unter dem nationalsozialistischen Deutschland gelitten, sagte der Botschafter. So sei das jüngste belgische Holocaust-Opfer gerade einmal 40 Tage alt gewesen – ein Baby, das nach Auschwitz gebracht worden sei.
 

Als erste nach 1945 die Hand gereicht

Trotzdem seien es Belgier gewesen, die nach 1945 den Deutschen als erste die Hand gereicht hätten, so Kotthaus. An dem Gespräch nahmen auch Mathieu Billa, der Direktor des Bastogne War Museums, und Frédéric Crahay, der Direktor der Auschwitz-Stiftung, teil.

Sichtlich angetan vom Engagement der drei jungen Frauen verwies der Botschafter auf ihre Aufgabe, die weit über die aktuelle Reise hinausreiche: „Ihr seid auch die Fackelträgerinnen für die Zukunft!“ Da Zeitzeugen immer weniger würden, sei es nun an der jungen Generation, die „Fackel der Erinnerung“ weiter zu tragen.
 

Auftakt in Aachen

Aachen war am Montag Startpunkt der Reise gewesen. Vier Monate nach dem D-Day war Aachen im Oktober 1944 die erste deutsche Stadt, die von den Alliierten befreit wurde – ein symbolischer Ort. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen hatte in den Weißen Saal des Rathauses geladen.

Im Rahmen einer Feier- und Gedenkstunde überreichte sie den drei jungen Frauen die „Flamme der Erinnerung“ – eine Fackel, die drei kanadische Maschinenbaustudenten extra für diesen Anlass entworfen hatten.
 

Vertrauen auf junge Generation

„Das Projekt Europa steht für Frieden“, sagte Keupen. Mit der „Flamme der Erinnerung“ sollten Hoffnung und Zuversicht auf Frieden in Europa nach draußen getragen werden – in einer Zeit, in der wieder Krieg herrsche, eine besondere Herausforderung, so die Oberbürgermeisterin. Sie setze jedoch auf die junge Generation, sagte sie mit Blick auf die drei Fackelträgerinnen.

Die jungen Frauen schilderten ihre Verbindung zu dem Projekt. Katharina Eckstein befasst sich intensiv mit der Geschichte ihrer Heimatstadt Düren und fragt sich, welche Rolle ihr selbst als Kriegsenkelin zukomme. Mit eindringlichen Worten rief sie zu Verantwortung und Engagement auf.
 

„Licht nicht erlöschen lassen”

„Die Zeitzeugen verschwinden nun und mit ihnen die persönlichen Erfahrungen und Mahnungen. Wir sehen aber wieder unfriedlichen Zeiten entgegen!”, sagte die Studentin. „Es ist daher Ihre, unsere, meine Pflicht, die ‘Flamme der Erinnerung’ anzunehmen und aktiv weiterzugeben als engagierte Menschen, um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Es liegt an uns als junge Generation, das Licht auch nach 80 Jahren nicht erlöschen zu lassen!“

Ur-Urgroßvater starb in Verdun

Lenya Misselwitz erzählte von ihrem Großvater, der seinen Großvater – ihren Ur-Uropa – nie kennengelernt hatte: Dessen Tod in Verdun sei ein Verlust, der in der Familie bis in ihre Generation nachwirke.

„Die hell-leuchtende Flamme wird durch uns in Gebiete gebracht, die zu Zeiten der Weltkriege stark umkämpft waren“, sagte die Abiturientin. „Sie wird durch Länder getragen, die sich verfeindet gegenüberstanden und ist deshalb Ausdruck der Versöhnung und Mahnung, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.“

Für den Volksbund sprach außerdem Generalsekretär Dirk Backen. Stefan Schmidt, Geschäftsführer des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, moderierte die Veranstaltung mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie des Volksbundes und der Bundeswehr.
 

Historisches Symbol

Als steinernes Symbol Europas gilt der Aachner Dom, Krönungsort Karls des Großen. Im Anschluss an die Fackelübergabe gab Domprobst Rolf-Peter Cremer dort Einblicke in kunst- und religionsgeschichtliche Zusammenhänge. Mit einem Gebet zum Aachener Friedenskreuz schickte er die Fackelträgerinnen auf ihre Reise.

Einen Bericht von der letzten Station der Reise finden Sie hier: Bayeux: Friedenskerze an „Flamme der Erinnerung“ entzündet.

Aktuelle Berichte aus der Normandie

Der Volksbund berichtet außerdem aktuell:

- von der Gedenkveranstaltung der Deutschen Botschaft am 5. Juni: La Cambe: Dankbarkeit, Demut und Versöhnung zum D-Day

- von der Gedenkveranstaltung mit Einweihung der neuen Ausstellung: Mont d’Huisnes zum D-Day: „Unzerbrechliche Bande“ am 7. Juni

- vom Gedenken am 9. Juni im französischen Zentralmassiv: Massaker von Tulle: Gemeinsam trauern und schweigen.
 

Zu den historischen Hintergründen hier ein Beitrag aus der Reihe #volksbundhistory: D-Day: Triumph der „freien Welt“ über den Totalitarismus.

Die Deutsche Welle schlägt in einem knapp 17-minütigen Film den Bogen von Juni 1944 bis heute und zeigt das Gedenken in der Normandie – auch auf der deutschen Kriegsgräberstätte La Cambe.
 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig, pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten er jährlich rund 30.000 junge Menschen.

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