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Massaker von Tulle: Gemeinsam trauern und schweigen

Auch Deutsche zum Gedenken am 80. Jahrestag eingeladen – Volksbund-Kranz auf dem „Champ des Martyrs“

Auf dem „Feld der Märtyrer“ in Tulle (Westfrankreich) hat Präsident Emmanuel Macron der 99 Franzosen gedacht, die am 9. Juni 1944 von Angehörigen der Waffen-SS ermordet worden waren. Bei einer Zeremonie am Vorabend hatte auch der Volksbund einen Kranz niedergelegt. Der deutsche Bundespräsident war zudem eingeladen, mit an die vielen Opfer des Massakers in Oradour vom 10. Juni 1944 in derselben Region zu erinnern.

 

Wer damit gerechnet hatte, dass Staatspräsident Emmanuel Macron wegen seiner Niederlage bei der Europawahl nicht nach Tulle kommen würde, sah sich getäuscht. Am Sonntagabend hatte er die Nationalversammlung aufgelöst, am Montag schritt er ernst zum „Champ des Martyrs“ außerhalb der kleinen Stadt Tulle im Zentralmassiv.

Unter den Ehrengästen waren auch Ex-Staatspräsident Francois Hollande, Tulles Bürgermeister Bernard Combes und Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen, der auf Einladung des Märtyrerkomitees im Anschluss an die D-Day-Feierlichkeiten in die Normandie gereist war.
 

99 Leichen auf den Müll geworfen

An dieser Stelle, einer früheren Müllhalde, waren die Leichen von 99 jungen Franzosen brutal „entsorgt“ worden. In einer Vergeltungsaktion für den Angriff von Partisanen auf deutsche Truppen unmittelbar nach der Landung der Alliierten in der Normandie hatten Einheiten der Waffen-SS-Panzerdivision „Das Reich“ 99 junge Männer aus dem Ort Tulle ausgewählt.

Die Bevölkerung musste zusehen, wie diese an Laternenpfählen und Balkongittern aufgehängt wurden. Weitere 149 Einwohner wurden verhaftet und deportiert, 101 starben.
 

In aller Stille zum „Champ des Martyrs“

Seit 1950 gibt es das Memorial „Champ des Martyrs“, das Feld der Märtyrer. Am Sonntag, dem Jahrestag des Massakers, formierte sich ein langer Schweigemarsch, der langsam die drei Kilometer lange Strecke vom Bahnhof bis zu dem Ehrenmal außerhalb der Stadt zu den Klängen des Trauermarsches zurücklegte.

Hunderte zogen durch die Stadt, ebenso viele beobachteten den Marsch an den Straßenrändern und von den Häusern aus. Auch Vertreter des Volksbundes und der Partnerstadt Schorndorf (Schwaben) legten Kränze an der Stele der Erinnerung ab.
 

Viel Zeit für die Angehörigen

Beim Besuch des französischen Staatspräsidenten am nächsten Morgen waren dagegen nur geladene Gäste dabei. Emmanuel Macron gedachte der Opfer dieses Kriegsverbrechens und legte einen Kranz an der Stele nieder. Der französische Präsident nahm sich sehr viel Zeit, um mit den Menschen – darunter viele Angehörige der so genannten Märyrerfamilien zu sprechen – und ihnen intensiv zuzuhören.

Im Anschluss reiste er weiter ins rund 100 Kilometer entfernte Oradour, wo er den deutschen Bundespräsidenten empfing. Gemeinsam mit Frank-Walter Steinmeier erinnerte Macron an das größte deutsche Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkrieges im Westen.

Das Grauen von Oradour

Am 10. Juni 1944 hatten Angehörige der SS-Division »Das Reich« das Dorf Oradour-sur-Glane vernichtet. Sie ermordeten 643 Männer, Frauen und Kinder – unter ihnen eine Gruppe junger Menschen, die auf einer Radtour zufällig durch den Ort fuhren – und brannten Häuser, Scheunen und die Kirche nieder. Nur wenige überlebten. Steinmeier kritisierte scharf, dass die Mörder in Deutschland später nicht bestraft wurden.

Der Bundespräsident erhielt eine 50 Zentimeter große Kopie eines Kunstwerkes namens „Paper Bomb“. Das Original steht seit diesem Wochenende auf dem „Feld der Märtyrer“ in Tulle. Es stammt von der deutsch-italienischen Künstlerin Nessi Nezilla aus Sinsheim. Es ist an die Origami-Faltkunst der Japaner angelehnt und soll nach den Worten der jungen Künstlerin zeigen, wie fragil der Frieden ist.

Weitere Beiträge zum D-Day

Der Volksbund berichtete außerdem:

- von der „Flamme der Erinnerung”, die vom 3. bis 5. Juni von Aachen über Brüssel bis nach Bayeux getragen wird: Bayeux: Friedenskerze an „Flamme der Erinnerung“ entzündet

- von der Gedenkveranstaltung der Deutschen Botschaft am 5. Juni: La Cambe: Dankbarkeit, Demut und Versöhnung zum D-Day

- von der Gedenkveranstaltung mit Einweihung der neuen Ausstellung am 7. Juni: Mont d’Huisnes zum D-Day: „Unzerbrechliche Bande“.
 

Zu den historischen Hintergründen hier ein Beitrag aus der Reihe #volksbundhistory: D-Day: Triumph der „freien Welt“ über den Totalitarismus.
 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig, pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten er jährlich rund 30.000 junge Menschen.

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Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit