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Für den Frieden arbeiten

75 Jahre Kriegsgräberstätte Lerchenberg

„Ich war dabei“, die beiden Mädchen aus Bulgarien können kaum glauben, was Dr. Rolf Lenz aus Ulm ihnen erzählt. Er ist Zeitzeuge - und erinnert sich noch gut an die Einweihung der Kriegsgräberstätte Lerchenberg am Bodensee: „Ich war 1938 dabei als die Kriegstoten hier am Lerchenberg bestattet wurden. Acht war ich damals.“

Die beiden bulgarischen Jugendlichen, die Deutsch als Fremdsprache in der Schule lernen, sind sehr interessiert. Sie gehören zur internationalen Jugendbegegnung. Die Teilnehmer kommen aus dreizehn Nationen zum Bodensee, um dort gemeinsam Kriegsgräber zu pflegen, die wunderbare Region zu erkunden und Zeitzeugen zu treffen.

Nun stehen sie mit Dr. Lenz, der zudem ein besonderer Förderer des Volksbundes ist, an der Brüstung der Friedhofsmauer. Dort fällt das Gelände stark ab. Der Hügel ist bewachsen mit Weinreben und darunter bricht der Bodensee das Licht in ein tausendfaches Glitzern. Die Kriegsgräberstätte Lerchenberg wird im Jahr tausendfach besucht, weil sie an einer exponierten Stelle nahe Meersburg am Bodensee gelegen ist. Vor kurzer Zeit wurde dieses Gebiet sogar zur besten Weinsicht Badens erklärt. Doch warum ist gerade hier eine Kriegsgräberstätte entstanden?

Geschichtlicher Hintergrund

Im Ersten Weltkrieg wurden Kriegsgefangene über die neutrale Schweiz ausgetauscht. Deutsche, Franzosen und Briten hatten sich darauf verständigt. Verwundete, die noch in der Schweiz starben, wurden dort bestattet. Da die Ruhefrist für die Kriegstoten in der Schweiz nach 20 Jahren ablief und die Schweiz keinen von den Nationalsozialisten vorgeschlagenen Heldenfriedhof auf eigenem Gebiet wollte, wurden die 69 Kriegstoten schließlich vom Volksbund ausgebettet. Auf dem Lerchenberg sollte eine Art „Totenburg“ entstehen und die Schweizer sollten sie vom anderen Seeufer als Mahnung sehen.

„Bis 1942 wurde die Anlage zu zwei Dritteln fertig gestellt“, sagt Bezirksgeschäftsführer Oliver Wasem, „uach dem Krieg gab es zunächst Diskussionen, ob die Kriegsgräberstätte nach den ursprünglichen Plänen weitergebaut werden soll. Schließlich wurde 1964 eine zurück gebaute und schlichtere Anlage durch den Volksbund eingeweiht. Seitdem pflegt der Landesverband Baden-Württemberg die Anlage.“

Währenddessen suchen weitere ältere Förderer des Volksbundes das Gespräch mit den Workcamp-Teilnehmern aus Europa. „Ich bin eigentlich hierhin gekommen, um den jungen Menschen zu sagen, wie toll ich das finde, was sie hier machen. Die Kriegsgräberstätte kenne ich schon“, Helmut Schramm, fast 95 Jahre alt. Er lächelt als er dies sagt. Den Krieg hat er noch erlebt  - aber, wie er betont, dabei noch Glück gehabt. „Ich kam nach Amerika in die Gefangenschaft. Da ging es uns ja besser als den Menschen in Europa. Es ist schön, dass die Jugendlichen heute so zusammen kommen.“

Die Stimmung ist zwischen den verschiednen Generationen und Nationen ausgezeichnet, fast locker. Doch als eine Blumenschale niedergelegt wird, die Jugendlichen das Totengedenken in Deutsch und Englisch verlesen und John Lennons Lied „Imagine“ erklingt, sieht man nur noch stille und ergriffene Gesichter. Verabschiedet werden die Teilnehmer mit den Worten von Oliver Wasem: „ Bitte arbeiten Sie weiterhin für den Frieden. Please keep on working for peace.“