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Grablage in Bobruisk: „Schnell sein ist unsere einzige Chance“

Notausbettung in Belarus: Interview mit Volksbund-Umbettungsleiter Vladimir Ioseliani

Im weißrussischen Bobruisk hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. unerwartet die Chance bekommen, fast 2.000 Kriegstote zu bergen. Vladimir Ioseliani, Umbettungsleiter für Belarus, Georgien, Aserbaidschan, Moldau, Bulgarien und Rumänien, wird die anstehenden Grabungen nach den Gefallenen in Weißrussland begleiten. Diane Tempel-Bornett hat ihm Fragen zu der geplanten Notausbettung gestellt. Der Volksbund bittet um Spenden für diesen Einsatz.

Wann können die Teams beginnen und bis wann müssen die Arbeiten abgeschlossen sein?

Im Moment läuft noch der Vergabeprozess. Sobald die Aufträge vergeben sind, wollen wir sofort starten. Bis spätestens zum 15. November müssen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Das gilt auch für die Rekultivierung des Geländes.

 

Wer arbeitet da? Wie muss ich mir das vorstellen?

Wir haben zwei weißrussische Ortskräfte und drei Arbeitsbrigaden mit jeweils vier Personen. Da ich nicht die weißrussische Staatsbürgerschaft habe, darf ich nicht auf dem Gelände arbeiten. Aber ich werde den Einsatz begleiten. Täglich werden die Gebeine der Toten, die geborgen werden, in ein Depot gebracht – so kann ich das kontrollieren und mit der Gebeinaufnahme beginnen. Wir werden die Erkennungsmarken reinigen und später versuchen, die Träger anhand ihrer Erkennungsmarken zu identifizieren.
 

Du hast fünf Jahre lang um die Genehmigung für diese Ausbettung gebeten. Bist Du immer so hartnäckig oder gab es einen Grund, warum Dir diese Grablage besonders wichtig ist?

Ich bin immer so hartnäckig.  Es war mir sehr wichtig, weil ich sicher bin, dass das eine sehr große und auch „ergiebige” Grablage ist. Ich gehe davon aus, dass wir zahlreiche Erkennungsmarken finden werden und somit auch noch viele Schicksale klären können.
 

Die Genehmigung wurde sehr kurzfristig und unerwartet erteilt. Weißt Du, warum?

Dieser Platz soll umgebaut werden, deshalb haben wir die Genehmigung erhalten – und natürlich auch, weil sich die deutsche Botschaft in Minsk dafür eingesetzt hat. 
 

Wie sieht das Gelände, das nicht öffentlich zugänglich ist, genau aus?

Es ist ein Abstellplatz für schwere Fahrzeuge. Dort stehen Pfosten mit Wellblech-Dächern. Unter dem Asphalt liegt noch eine Betondecke. Die Demontage wird sehr aufwändig werden. Wir müssen das alles abtragen, um die Toten bergen zu können.
 

2013 hat der Volksbund dort schon 731 Tote exhumiert. Warum mussten die Arbeiten damals abgebrochen werden?

Ein Teil des Geländes gehört dem Staat, der andere Teil gehörte der Stadt. Die Stadt hatte uns die Genehmigung zum Suchen und Bergen erteilt. Deshalb konnten wir damals nur auf den Flächen arbeiten, die der Stadt gehörten.

Wann werden die Toten wieder eingebettet?

Voraussichtlich im nächsten Jahr auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Schatkowo.
 

Wann könnte man mit einer Identifizierung der Toten rechnen?

Das dauert erfahrungsgemäß immer etwas länger. Jetzt ist es wichtig, dass wir die Toten schnell bergen können. Schnell sein ist unsere einzige Chance, ihre Schicksale zu klären und ihnen würdige Gräber zu geben.
 

Vladimir, wir danken Dir für dieses Gespräch.

Mehr Informationen zu diesem Einsatz finden Sie hier:
Notausbettung von fast 2.000 Toten in Belarus jetzt möglich.
 

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