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Spendenaufruf zu Bobruisk: Dankbarkeit für individuelle Antworten

Angehörigenbetreuung beim Volksbund: Briefe an Mitglieder und Spender wecken Erinnerungen

Groß ist die Resonanz auf den Spendenaufruf zu Bobruisk und viele Mitglieder und Förderer nehmen die aktuelle Ausbettung zum Anlass, in eigener Sache nachzufragen. Für das Team der Angehörigenbetreuung beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist das Ansporn und Herausforderung zugleich.
 

„Die vielen Rückmeldungen zu dem Spendenaufruf zeigen uns, dass unsere Arbeit sinnvoll ist und wichtig bleibt“, sagt Karin Bassti. Sie beantwortet Anfragen von Angehörigen – individuell und so detailliert wie möglich.

 

Aktueller Stand

der Notausbettung in Belarus: Nach sechs Wochen haben die Umbetter 609 Tote geborgen und 200 Erkennungsmarken gefunden. 151 davon sind gut oder teilweise lesbar. Bis November kann das Team weiterarbeiten, bis zum Jahresende muss der Einsatz abgeschlossen sein. Der Volksbund hatte für dieses ungeplante Projekt zu Spenden aufgerufen (mehr lesen).

Angehörige kontaktiert

In Bobruisk geht es aktuell um einen ehemaligen Wehrmachtsfriedhof, um ein Gelände, das heute teils städtisch, teils privat ist. Auf der städtischen Fläche hatten Umbetter  2013 im Volksbund-Auftrag die Gebeine von 731 gefallenen Wehrmachtssoldaten exhumiert. 331 von ihnen konnten identifiziert werden. Im Sommer 2024 war endlich die Genehmigung für das private Gelände erteilt worden.

Angehörige, die beim Volksbund einen Suchantrag zu Bobruisk gestellt haben, wurden über den aktuellen Einsatz informiert: 170 Briefe verschickte der Volksbund im Inland, 20 Mails ins Ausland. Versprechen am Ende: „Wir halten Sie auf dem Laufenden.“
 

Spenden-Aufrufe wecken Erinnerungen

Viele Reaktionen gab es auf einen Brief, den der Volksbund parallel an seine Mitglieder, an Spenderinnen und Spender verschickte. Viele reagierten, auch wenn sie keine persönliche Verbindung zu Bobruisk haben. „Solche Briefe wecken Erinnerungen und rücken das eigene Anliegen wieder in den Vordergrund“, beobachtet Karin Bassti.

Da ist ein Mann, dessen Großvater vermisst ist. Volksbund-Recherchen hatten vor Jahren ergeben, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit Mitte 1944 im Raum Orscha/Minsk gefallen ist – rund 200 Kilometer weit entfernt. Der Enkel hofft nun, dass die Exhumierung in Bobruisk vielleicht auch dieses Schicksal klärt.
 

„Vergessen Sie Moldawien nicht“

Der Neffe eines weiteren Vermissten, der seinen Onkel nie kennengelernt hat, bittet den Volksbund um Hilfe: Er findet den Ort in Russland nicht, an dem sein Onkel gefallen ist. Ein weiterer Angehöriger hat gespendet „in der Hoffnung, Sie vergessen Moldawien nicht“.

Aus vielen Zuschriften spricht die Schwere, die ungeklärte Schicksale heute noch für Familien haben: „(…) mein Suchantrag läuft bereits seit vielen Jahren. Leider habe ich bis heute keine Nachricht erhalten, dass die Grabstätte gefunden wurde“, heißt es da zum Tod eines 27-Jährigen 1941 bei Kiew.

Viele Angehörige haben Verständnis

 
Natürlich gibt es Textbausteine zu häufig gestellten Fragen, die das Team der Angehörigenbetreuung in Schreiben einbaut. Auch den Satz „bitte sagen Sie mir den Namen und das Geburtsdatum Ihres Angehörigen“ haben Karin Bassti und ihre Kolleginnen und Kollegen schon unzählige Male am Telefon gesagt. Aber: Jede Antwort ist individuell. 

„Das sind alles Einzelschicksale und so sollen sie auch behandelt werden“, sagt die Volksbund-Mitarbeiterin. Viele Angehörige hätten Verständnis dafür, dass es unmöglich ist, jedes Grab zu finden, jeden Toten zu identifizieren.

„Gedenklösung ist wichtig“

„Wichtig ist den meisten, dass wir eine Gedenklösung finden. Das kann der Name auf einer Stele sein oder ein Eintrag im Namenbuch einer deutschen Kriegsgräberstätte“, erklärt Karin Bassti. Im Namenbuch sind auch die Daten von vermissten Personen verzeichnet, die in der Region umgekommen sind – auch die, die bisher nicht gefunden wurden oder die nicht geborgen werden können.

Das 14-köpfige Team der Angehörigenbetreuung ist spezialisiert: Manche kümmern sich vorrangig um Anfragen zu Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion, andere um Westeuropa, eine um Südosteuropa, eine um Tote des Ersten Weltkrieges.
 

Grabschmuck und Fotos

Wünsche zu Namenbuchauszügen, Grabschmuck und Fotos von Kriegsgräberstätten werden hier ebenso erfüllt. Bilanz 2023: rund 23.400 Anfragen wurden beantwortet, fast 6.000 Grabschmuck- und Fotowünsche ausgeführt und fast 5.500 Namenbuchauszüge wurden verschickt.

Wenn am Ende eines Tages vielleicht ein Dutzend Briefe geschrieben und ein halbes Dutzend Telefonate geführt sind, hat Karin Bassti meist das Gefühl, dass Menschen dankbar waren – dafür, dass sie zugehört und dass sie ihr persönliches Anliegen ernst genommen hat.

Gefunden in Bobruisk 2013


Mirco Szember gehört zu denen, die in Folge der Exhumierung 2013 in Bobruisk Nachricht erhielten, dass ein Angehöriger geborgen, identifiziert und auf der Kriegsgräberstätte Schtschatkowo bestattet wurde – sein Großonkel Erich.

„Für mich als Familienforscher war das schon ein ergreifendes Gefühl“, sagt er in einem Gespräch mit dem Volksbund, „obschon es aufgrund des zeitlichen Abstands keine direkte emotionale Bindung mehr gibt. Niemand der lebenden Familienmitglieder kannte ihn noch, auch nicht mehr aus Erzählungen. (…) Ich bin froh darüber und hoffe, dass es die Umstände irgendwann ermöglichen, den Ort seiner letzten Ruhestätte zu besuchen.“

Der Volksbund habe nicht nur die sterblichen Überreste aus oberirdisch nicht mehr erkennbaren Gräbern geborgen und auf die Kriegsgräberstätte überführt. „Sein Name ist zudem auf einer dem entsprechenden Gräberblock zugeordneten Granitstele verewigt. Somit hat er wahrhaft ein ewiges Gedenken und dafür danke ich dem Volksbund sehr“, sagt Mirco Szember. Das ganze Gespräch finden Sie hier.

 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige.

Die Gräbersuche Online umfasst inzwischen rund 5,4 Millionen Datensätze. Wer noch einen Angehörigen vermisst, kann dort recherchieren und einen Suchantrag stellen. Allein für Osteuropa rechnet der Volksbund mit mehr als zwei Millionen Kriegstoten, die noch nicht geborgen sind.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Informationen zu den Angeboten Grabschmuck und Fotowunsch finden Sie hier. Hinweis: Das Angebot für Grabschmuck wird aufgrund gestiegener Kosten derzeit überarbeitet.

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