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Wir werden dich vermissen!

Freiwillige Anne Wagner verlässt Ysselsteyn

Vor einem Jahr begann ich an der Jugendbegegnungsstätte in Ysselsteyn, neben dem einzigen deutschen Soldatenfriedhof der Niederlande, meinen Freiwilligendienst. Es war ein schönes, ein arbeitsreiches Jahr, in dem ich sehr viel gelernt habe. Ein Erlebnisbericht:

An meinem ersten Tag wurde ich von meiner Chefin und ihrem Mann am Bahnhof von Venray abgeholt. Irgendwo im nirgendwo winkten eine Frau und ein Mann und ich dachte: das können nur Tarcicia und Kalle sein! Wir fuhren gemeinsam nach Ysselsteyn, stoppten bei Roelanzia, einem Restaurant in Ysselsteyn und aßen erst mal gemeinsam zu Abend. Tarcicia und Kalle winkten all den ihn bekannten Menschen sehr eifrig und ich hoffe heimlich, dass ich dies nach meiner Zeit auch mit manchen können würde. Gestärkt fuhren wir dann zur Begegnungsstätte und nachdem mir alles gezeigt und das Wichtigste erklärt worden war, ging ich zum ersten Mal in meinem neuen Bett schlafen. Was würde mich das Jahr über alles erwarten? Wie werde ich die Sprache lernen? Sind die anderen Mitarbeiter auch so freundlich? Und noch viele andere Fragen schossen mir in der Nacht durch den Kopf. Mein Jahr in den Niederlanden konnte beginnen!

Erster Punkt auf der Check-Liste war: die anderen Mitarbeiter kennen zu lernen. Dies erfolgte relativ schnell, da alle im Laufe der folgenden Woche anwesend waren und ich somit recht schnell feststellen konnte, dass sie alle wie eine Familie für mich werden würden. Erleichterung!

Zweiter Punkt auf der Check-Liste war: Sprache lernen!! Ein genialer Zufall: In meinem Nachbar-Dorf wohnte eine Dame, welche gebürtige Passauerin ist. Sie wurde dann meine Sprachkurslehrerin und eröffnete mir die niederländische Sprache. Ohne sie wäre ich niemals so weit gekommen. Hin und wieder unternahmen wir einen Ausflug gemeinsam, aßen zusammen Abendbrot oder spielten mit ihrem Hund im Garten. Eine bessere Lehrerin kann es kaum geben!

Auch die Niederlande selber lernte ich gut kennen. Ich weiß immerhin jetzt, was eine Frikandel speciaal ist, warum jeder Niederländer mindestens ein orangenes T-Shirt in seinem Kleiderschrank haben muss, wie ein Hühnerstall von innen aussieht, wie man in den Niederlanden Karneval feiert, wie toll Fahrrad fahren ist und wann man drei Küsschen von seinem Gegenüber erhält und noch einiges mehr. Donnerstagabends war ich immer im Dorf unterwegs, Jugendliche meines Alters haben dann für jüngere Kinder ein Abendprogramm zusammengestellt und so versucht, ihnen eine Höhepunkt der Woche zu schenken. Ich habe dabei mitgemacht und an meinem letzten Donnerstagabend verabschiedete ich mich natürlich ganz herzlich von den Kindern. Als schon alle rausgerannt waren, kam ein Mädchen auf mich zu und sagte: „Anne, ik gaa jou missen!“ (Anne, ich werde dich vermissen!). Erst wusste ich nicht was ich sagen sollte, dann habe ich sie einfach gedrückt und gesagt das es mir auch so gehen wird. Was für ein Abschied.

Weiterhin hatte ich nicht nur an Land und Sprache Spaß, sondern auch unglaublich viel an meiner Arbeit. „Das ist Geschichtsunterricht mal anders“, sagte einmal ein Lehrer zu mir und ich finde das dies eine perfekte Umschreibung ist. Ich habe großen Respekt vor dem Friedhof und den Toten, die in Ysselsteyn bestattet sind – und diesen habe ich versucht, an die Jugendlichen weiterzugeben. Ganz auf meine eigene Art habe ich versucht, die Jugendlichen mit den verschiedenen Geschichten des Friedhofs mitzureißen und zu zeigen, wie wertvoll und einzigartig ein jedes Leben und ein jeder Mensch sind. Tagsüber beschäftigten sich die Jugendlichen, unter der Regie von mir und meinen Kollegen Sjoerd oder Joris, mit dem Programm über und rundum den Friedhof. Abends saß ich dann gemütlich mit ihnen am Lagerfeuer, lachte, redete über Gott und die Welt oder spielte etwas.

Mittlerweile bin ich wieder in dem schönen Dresden, ich werde die Zeit in Ysselsteyn nie vergessen und wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Jugendbegegnungsstätte weiter so lebt.

Groetjes Anne

Zur Internetseite der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Ysselsteyn