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Zwei Mahnmale in einem

Herbststagung der Teamer/innen der Workcamps und Jugendbegegnungen 2016

„Was ist Wahrheit?“, diese Frage stand im Mittelpunkt der Tagung zur Nachbereitung der Teamer/innen der Workcamps und Jugendbegegnungen 2016 vom 14. bis 16. Oktober 2016 in Erfurt. Aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland kamen 35 Teilnehmer/innen, um die Campsaison des Sommers Revue passieren zu lassen und einander wiederzusehen, um sich fortzubilden und um das neue Kompetenzcenter Internationale Jugendbegegnungen besser kennen zu lernen.

Im Fokus eines Besuchs der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald stand das Mahnmal des Lagers auf dem Ettersberg. Es war in den frühen Bestehensjahren der DDR errichtet und 1958 feierlich eingeweiht worden. Daniel Gaede von der Gedenkstätte Buchenwald ermöglichte uns über die Besprechung von Fotos und Zeichnungen einen greifbaren Einstieg zur Frage „Was ist Wahrheit?“. Eine Vielfalt von Motiven, die im Bezug zum KZ Buchenwald standen, warfen Fragen, Assoziationen und Interpretationen auf. Die Grenzen waren fließend, und jedes Bild enthielt seine eigene Wahrheit. Kann ein Denkmal der Vielzahl an Sichtweisen und Wahrheiten überhaupt gerecht werden?

Daraufhin betrachteten wir unter Daniel Gaedes Anleitung das Mahnmal der DDR und seine Aussage genauer: Die steinernen Reliefs mit Entlehnungen aus sakraler Motivik, die Architektur des Mahnmals mit den an eine Heldenarena erinnernden Feuerschalen, die Figurengruppe aus Bronze, die die sagenhaften kommunistischen Widerstandskämpfer und das „Kind von Buchenwald“ personifiziert, und schließlich der überragende Glockenturm.

Verschiedene Mythen um die Geschichte Buchenwalds greift das Mahnmal auf, im Zentrum steht jedoch die Aussage: Buchenwald wurde durch eine interne Widerstandsbewegung bestehend aus deutschen Kommunisten befreit. In Buchenwald starben „internationale Antifaschisten“, vermittelt eine Steintafel kohärent am ersten in die Anlage eingefassten Massengrab. Die Verfolgung von Juden, Sinti und Roma, Bibelforschern, Homosexuellen findet keine Erwähnung, ebenso wenig wie die Befreiung des Lagers durch die US-Armee. Von der Vergangenheit des Lagers als sowjetisches Speziallager „ganz zu schweigen“. Hier wurde der Gründungsmythos der DDR manifest und uniform.

An diesem Ort entfaltet der Begriff „Mahnmal“ zwei Lesarten. Vordergründig das visuelle, plastische Erinnern; auf der anderen Seite eine Mahnung an uns, heute und in Zukunft sensibel und aufmerksam zu sein gegenüber der Instrumentalisierung von Geschichte, und nachzufragen: Was wird gesagt, worüber wird geschwiegen? Welche Meinungen und Fragen werden nicht gerne gehört? Was wollen Denkmäler, Erinnerungsorte und Friedhofsarchitekturen uns vermitteln? – Viel Inspiration für die kommende Saison der Workcamps und Jugendbegegnungen.

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