Vorbereitungen am Vortag: Heute findet das „Millionen-Projekt“ mit der Einbettung in Litauen seinen Abschluss. (© Diane Tempel-Bornett / Volksbund-Archiv)
Der einmillionste Kriegstote erhält ein Grab in Kaunas
Volksbund bestattet den 1944 gefallenen Sanitätsgefreiten
Heute wurde Max Beyreuther beerdigt. 80 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod bestattet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ihn auf der Kriegsgräberstätte im litauischen Kaunas. Der Sanitätsgefreite aus Sachsen-Anhalt wurde symbolisch zum einmillionsten Kriegstoten erklärt. Es sind Tote, die die Umbetter des Volksbundes seit 1992 vor allem in Osteuropa geborgen haben.
Zu dieser besonderen Veranstaltung werden zahlreiche Gäste aus der Region und auch aus Deutschland erwartet. Vielen von ihnen ist der Volksbund zu Dank verpflichtet.
Eine besondere Rolle spielt Adolfina Šiožinienė. Die Litauerin hatte den Volksbund über das Grab auf einer kleinen Lichtung nahe des Dorfes Kelme informiert.
Im September 2023 legten litauische Experten bei Kelme die Grabstätte frei, um mit der Exhumierung zu beginnen. © Uwe Zucchi
1944 gefunden und begraben
Sie und ihre Familie hatten das Grab über fast 80 Jahre dort gepflegt. Ihr Vater hatte den Soldaten 1944 gefunden und begraben.
Auf die Frage, warum sie das getan hat, sagte die Anwohnerin: „Ich nenne es Erziehung. Für meinen Vater war es wichtig, dass er die Toten bestatten konnte und unsere Familie hat sich um das Grab gekümmert.“
Deutsch-litauischer Pflegeeinsatz
Im Vorfeld der Einbettung hatten rund 100 Soldatinnen und Soldaten des deutschen Einsatzkontingents aus Rukla auf der Kriegsgräberstätte Kaunas und auf zwei weiteren Soldatenfriedhöfen Gräber gepflegt.
„Uns verbinden gemeinsame Werte. Deshalb arbeiten auch hier und heute deutsche und litauische Soldatinnen und Soldaten Hand in Hand“, sagte Kontingentführer Oberst Mike Werner. 60 deutsche Soldatinnen und Soldaten der multinationalen NATO-Battlegroup und litauische Soldaten der „Iron Wolf Brigade“ hatten die Grabstätten auf dem zwei Hektar großen Areal gereinigt.
Namen sichtbar machen
Auch das Nachziehen der Namen auf den Steinen hatte für sie eine besondere Bedeutung: „Die Namen der Gefallenen sichtbar zu machen und den Angehörigen einen Platz zum Gedenken schaffen – darum geht es“, erklärte der deutsche Militärpfarrer Marvin Döbler bei der Andacht zum Abschluss des Pflegeeinsatzes. Das deutsche Kontingent wird heute mit einer Abordnung vertreten sein.
Deutsche und litauische Soldaten arbeiten gemeinsam auf der Kriegsgräberstätte in Kaunas. © Public Affairs Office, multinational battlegoup, Lithuania
Workcamp und Reise
Beteiligen werden sich auch Jugendliche eines Volksbund-Workcamps. Sie setzen sich mit der Geschichte Litauens auseinander, das von zwei Weltkriegen und Besetzungen geprägt ist. Sie werden in der Region Zarasai auf Kriegsgräberstätten des Ersten Weltkrieges gemeinsam mit litauischen Jugendlichen arbeiten. Das Lernen am authentischen Ort und die internationale Begegnung mit Teilnehmern aus anderen Ländern erweitern den Horizont der jungen Menschen.
Auch eine Reisegruppe, die mit dem Volksbund-Bezirksverband Unterfranken im Baltikum unterwegs ist, wird der Veranstaltung beiwohnen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchen mehrere Kriegsgräberstätten, auf denen auch Angehörige bestattet sind.
Botschaft und Streitkräfte
Vertreter der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland sowie der Streitkräfte beider Länder werden zugegen sein, wenn Max Beyreuther bestattet wird. Ebenso der litauische Partner des Volksbundes, der „Kulturwerte-Schutzdienst”. Der stellvertretende Präsident des Volksbundes, Detlef Fritzsch, und der Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries (CDU) sprechen zu den Gästen.
Musikalisch begleitet das Heeresmusikkorps Koblenz unter der Leitung von Hauptmann Holger Kolodziej die Veranstaltung. Das Musikkorps hat zu Ehren des einmillionsten Kriegstoten, der aus dem heutigen Sachsen-Anhalt stammte, den Armeemarsch „Prinzessin Marie-Elisabeth von Sachsen-Meiningen“ eingeübt, der als erstes Musikstück gespielt wird.
Mehr lesen Sie hier: Einbettung in Kaunas: „Der Ruf nach Frieden war nie dringender“.
Zwei Ziele erreicht
Mit dieser Einbettung findet das „Eine-Million-Projekt“ seinen Abschluss. Im Frühjahr 2023 hatte der Volksbund zwei Ziele ausgegeben: die Wegmarke von einer Million geborgener Toter nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und eine Million Euro an zusätzlichen Spenden. Beide Ziele erreichte er im Herbst.
Mehr zur Ausbettung: Volksbund birgt den einmillionsten Kriegstoten in Litauen
