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„Wir können diese kaputte Welt reparieren“ – Workcamp setzt Zeichen

Internationale Jugendbegegnung des Volksbundes in Nordhessen

Sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst: 23 junge Menschen aus acht europäischen Ländern sind für zwei Wochen in die beschauliche Fachwerkstadt Kaufungen gekommen, um an einem internationalen Workcamp des Volksbundes teilzunehmen. Sie haben Kriegsgräber- und Gedenkstätten besucht, Gräber gepflegt und sich mit Geschichte und Gegenwart auseinandergesetzt. So verschieden sie sind  ̶   eines haben sie gemeinsam: Sie engagieren sich für eine bessere, für eine friedliche Welt.
 

Frei nach Jean-Claude Junckers viel zitiertem Satz „Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“ ließe sich sagen „Wer an der Jugend zweifelt, der sollte ein Workcamp besuchen“. Höhepunkt und Abschluss eines jeden Workcamps ist die Gedenkveranstaltung. Komprimiert spiegelt sie Inhalte und Charakter der gesamten Jugendbegegnung wider – von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Eigenregie gestaltet.
 

Für Frieden und Demokratie

„Der heutige Vormittag macht mich hoffnungsfroh“, sagte Landrat Andreas Siebert bei der Gedenkveranstaltung in Kaufungen. Jung und Alt, Gäste und Einheimische, Politiker und interessierte Bürgerinnen und Bürger waren gekommen. An der Hand der Oma der jüngste Besucher – gerade mal sieben Jahre alt.

Das Camp stieß auf allgemeines Interesse und große Wertschätzung. „Man hat uns sogar im Freibad erkannt und angesprochen“, erzählt Teamer Niklas Sandhoff. „Die Leute wollten wissen, was wir tun, und zu unserer Gedenkveranstaltung kommen.“
 

„Nur wer die Geschichte kennt ...“

Diejenigen, die sich zum gemeinsamen Gedenken auf dem Oberkaufunger Friedhof eingefunden hatten, erlebten bewegende, nachdenkliche und energiegeladene 60 Minuten. „Nur wer die Geschichte kennt, kann für die Zukunft lernen“, sagte Kaufungens stellvertretender Bürgermeister und Erster Beigeordneter Stefan Röttger in seiner Begrüßungsrede.

Er dankte den jungen Leuten für ihren Einsatz für Frieden und Demokratie. Sie hätten nicht nur selbst Hand angelegt und die Gräber von Moos und Unkraut befreit, sondern sich auch intensiv mit der Geschichte und dem Leben der in Kaufungen bestatteten Kriegstoten beschäftigt. Viel gelernt und diskutiert hätten sie und dadurch einen Beitrag zur Einheit Europas geleistet.
 

„Weiter so!“

„Es war eine grandiose Idee, immer mehr die Jugend einzubinden“, lobte Landrat Andreas Siebert die Arbeit des Volksbundes. Bis vor ein paar Jahren seien ihm immer wieder die Fragen begegnet: Brauchen wir den Volkstrauertag überhaupt noch? Brauchen wir noch Veranstaltungen auf Kriegsgräberstätten?

Mit Blick auf die aktuelle Weltlage habe man gut daran getan, an diesen Traditionen festzuhalten — auch und gerade, weil es immer weniger Zeitzeugen des Krieges gebe. Den Campteilnehmerinnen und -teilnehmern dankte Siebert und schloss mit den Worten: „Weiter so! Wir brauchen Sie zur Bewahrung des Friedens in Europa.“
 

„Wir werden verantwortlich sein”

Je nach Interesse und Begabung präsentierten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Texte, Lieder und Reflexionen und gaben Einblicke in ihre Erlebnisse der zurückliegenden vierzehn Tage.

„Wir jungen Leute werden eines Tages für diese Welt verantwortlich sein. Daher ist es wichtig, dass wir nicht die Fehler von denen, die vor uns kamen, wiederholen. Der einzige Weg, dies zu tun, ist, sich zu bilden und an die Welt zu glauben“, sagte Benedek Major aus Ungarn beim Moderieren der Veranstaltung. Für den 21-jährigen Lehramtsstudenten war es bereits das fünfte Workcamp.
 

Verantwortung und Potenzial

Appell und gleichsam Ausdruck der Hoffnung war das selbstgeschriebene Gedicht der 17-jährigen Waliserin Anya Davin-Easey Sherlock. Auch sie thematisierte die Verantwortung, aber auch das Potenzial der jungen Generation:

„We can fix this broken world
We can
We will
We must
Our generation
people of all cultures, all nations, all religions, all beliefs and abilities
We will save this world for all people.”

(„Wir können diese kaputte Welt reparieren / Wir können / Wir werden / Wir müssen / Unsere Generation, Menschen aller Kulturen, Nationen, Religionen, Überzeugungen und Fähigkeiten / Wir werden diese Welt für alle Menschen retten.“)

Dass Volksbund-Workcamps eine wichtige Form von Friedensarbeit leisten, schilderte Tula Märkel. „Es gibt momentan einen nationalistischen Trend in der Jugend. Durch Begegnungen wie diese wirkt man dem entgegen“, sagte die 19-jährige Abiturientin aus Norddeutschland. „Wir bauen Vorurteile ab und stellen fest: Wir sind alle Jugendliche, egal, woher wir kommen.“
 

Über die ersten Tage des Workcamps in Kaufungen und Kassel informiert ein Artikel des Landesverbandes Hessen. Die Regionalstelle Hessen Nord erarbeitete Programmvorschläge für das Workcamp und half bei Organisation und Umsetzung.
 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig, pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Jeden Sommer veranstaltet der Volksbund mehr als 30 internationale Jugendbegegnungen und Workcamps in Deutschland und vielen europäischen Ländern.
 

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