Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Bildungsarbeit vor Ort: Projekttage an UNESCO-Schule im Saarland

Volksbund kooperiert mit Christian-von-Mannlich-Gymasium in Homburg

Jugend- und Bildungsarbeit gehört zum Selbstverständnis des Volksbundes und findet sowohl auf internationaler Ebene als auch lokal und regional statt. Tag für Tag gehen die Bildungsreferentinnen und -referenten der Landes-, Regional- und Bezirksverbände in Schulen, um junge Menschen für Krieg und seine Folgen zu sensibilisieren. Vor den Sommerferien war der Landesverband Saar an einer Projektwoche des Christian-von-Mannlich-Gymnasiums zum Thema Frieden beteiligt – Besuche auf zwei Kriegsgräberstätten gehörten zum Programm.
 

„Unsere Gruppe war größer als erwartet“, erzählt Bildungsreferentin Lilian Heinen-Krusche. Knapp 30 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 10 hatten sich angemeldet. „Darunter waren auch Jugendliche des Saarpfalz-Gymnasiums, deren Lehrer Matthias Pöhler von unserem Angebot gehört hatte .“ Über das große Interesse an ihrem Projekt zum Zweiten Weltkrieg freut sich die Bildungsreferentin. Vier Tage lang begab sich die Gruppe auf Spurensuche in der Region. Das Ziel: Spuren von Krieg und nationalsozialistischer Gewaltherrschaft erkennen, daraus lernen und daran erinnern.

Familiengeschichte erfragen

Wie hat unsere Familie den Krieg erlebt? – Schon vor dem ersten Treffen bekamen die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, mit ihren Eltern und Verwandten über Krieg zu sprechen und Informationen zu sammeln. Die Ergebnisse aus ihrem persönlichen Umfeld stellten sie am ersten Projekttag vor.

Ihre Großeltern seien 1945 von Danzig nach Westdeutschland geflohen, berichtete ein Mädchen. Noch heute präge dieses Ereignis die Familie nachhaltig. Ein Schüler hatte hautnah erlebt, was Krieg und Flucht bedeuten: Seine Familie war vor einigen Jahren aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet. Sein Großonkel war nicht aus dem Irakkrieg zurückgekommen.

 

Brücke in die Vergangenheit

Erkennungsmarken, Ehrenabzeichen und Grabflaschen – ihren mit Artefakten bestückten Museumskoffer hat Bildungsreferentin Lilian Heinen-Krusche bei Schulbesuchen wie diesem immer dabei. Die Schülerinnen und Schüler dürfen die Gegenstände in die Hand nehmen. Jede Erkennungsmarke, jedes Foto ist eine Brücke in die Vergangenheit und hilft den Jugendlichen, eine Verbindung herzustellen und Geschichte zu begreifen.

Wie fühlt es sich an, ein mehr als 80 Jahre altes ovales Metallplättchen in der Hand zu halten, das ein Soldat bis zu seinem Tod auf der Brust getragen hat? – Auch im Christian-von-Mannlich-Gymnasium gelang es Lilian Heinen-Krusche, mit ihrem Koffer Interesse und Aufmerksamkeit zu wecken. Und sie nutzte die Gelegenheit, über die Arbeit des Volksbundes zu informieren und die Schülerinnen und Schüler zur selbständigen Recherche über den Nationalsozialismus auf der Homepage des Lernorts Lebach zu motivieren. Ihr neu erworbenes Wissen stellten die Jugendlichen anschließend im Plenum vor.

Lernort Lebach aktiv erkunden

„Friedhof statt Klassenzimmer” hieß es am zweiten Projekttag. Ein Ortstermin auf der Kriegsgräberstätte Lebach stand auf dem Programm. „Ich lasse die Jugendlichen immer erstmal allein über den Friedhof gehen“, erklärt Lilian Heinen-Krusche. „Sie sollen sich ganz in Ruhe mit diesem besonderen Ort vertraut machen, ihn auf sich wirken lassen.“ Die Bildungsreferentin empfahl, auch Namen und Lebensdaten auf den Grabsteinen zu lesen. Wer liegt hier begraben? Woran starb die Person?

Hinter jedem Grabstein verbirgt sich ein individuelles Schicksal – das wurde den Schülerinnen und Schülern spätestens hier bewusst. An sieben Gräbern befinden sich Stelen mit Biographien – stellvertretend für viele andere. Ein QR-Code führt auf eine Homepage mit Hintergrundinformationen. Dort sind historische Quellen wie Fotos, Dokumente, Pläne, Karten und schriftliche Aufzeichnungen hinterlegt.

Politische Verfolgung, Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft, aber auch das Leid der Zivilbevölkerung – das alles sind Aspekte lokaler Geschichte, die sich die Jugendlichen mit Smartphones und Tablets erschlossen.
 

Pflegen, bewahren, reflektieren

„Lavendel heilt“, erklärte Isabelle Breyer auf der Kriegsgräberstätte in Homburg. Deshalb hatte die engagierte Lehrerin gemeinsam mit ihrer Kollegin Silke Müller-Liedken Paletten des blau blühenden Heilkrauts besorgt. Am dritten Projekttag pflanzten dort die Schülerinnen und Schüler die wohlriechenden Blumen. Zuvor hatten sie die Grabstätten gereinigt. Für dieses Engagement erhielt die Projektgruppe Lob und Anerkennung von Seiten der Gemeinde.

Die Lebensgeschichten einzelner Soldaten waren auch hier ein wichtiges Thema. Mehrere Jugendliche recherchierten und präsentierten Biographien – wie die eines Marinesoldaten aus Osnabrück, der nach mehreren Umbettungen schließlich in Homburg seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Ihre Eindrücke und Gedanken hielten die jungen Leute auf Zetteln fest, die sie später an einer Wäscheleine im Klassenzimmer aufhingen.

Fortsetzung folgt

Am vierten und letzten Projekttag stellten die Jugendlichen die Gruppenarbeiten vor und berichteten Lehrkräften und anderen Projektgruppen von ihren Aktivitäten, Erlebnissen und Erfahrungen auf den Kriegsgräberstätten. Als besonderes Highlight zeigten sie ein eigenes Video.

„Die Spurensuche, das Eintauchen in die lokale Geschichte hat was mit den jungen Menschen gemacht“, beobachtete Lilian Heinen-Krusche. Viele hätten festgestellt, dass der Zweite Weltkrieg und seine Folgen noch heute das Leben prägen, hätten zum ersten Mal eine Verbindung zur Vergangenheit gespürt und wollten weiter fragen und recherchieren. Fazit: Am Christian-von-Mannlich-Gymnasium soll es mit der Friedens- und Erinnerungsarbeit weitergehen. Die Schule spricht bereits mit dem Landesverband Saar über eine gemeinsame Arbeitsgruppe.
 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig, pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 30.000 junge Menschen. 

zur Startseite