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La Cambe: Dankbarkeit, Demut und Versöhnung zum D-Day

Ehemalige Feinde gedenken gemeinsam auf dem deutschen Soldatenfriedhof

Mehr als 600 Gäste aus vielen Ländern haben an der internationalen Veranstaltung der Bundesrepublik auf der deutschen Kriegsgräberstätte La Cambe teilgenommen. Anlässlich des Gedenkens an die alliierte Landung und die Opfer der Schlacht in der Normandie vor 80 Jahren sprachen Botschafter Stephan Steinlein und Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan.
 

Der D-Day einst und seine Bedeutung für uns heute – dieses Thema stellte Schneiderhan ins Zentrum seiner Betrachtungen. Vor dem mächtigen Tumulus der Kriegsgräberstätte La Cambe, auf der 21.245 deutsche Soldaten der Normandie-Kämpfe ruhen, sagte er: „Historiker und Sprachwissenschaftler streiten sich darüber, woher der Begriff stammt und wer ihn zuerst verwendet hat. Für uns ist es aber vor allem wichtig, was er für uns heute bedeutet.“

Da sei zunächst das Gefühl von Schmerz, denn „der lange Weg aus dem Krieg zum Frieden für Europa und unser Land“ sei mit einer unfassbaren Zahl von Menschenopfern gepflastert. Mehr als 100.000 Tote – das sei die schreckliche Bilanz der Kämpfe von 1944.
 

„Später Sieg über Hitler”

Eine Opferzahl, die sichtlich Eindruck auf die vielen anwesenden Soldaten aus vier Nationen machte. Unter anderem nahmen Angehörige der Luftlandebrigade 1 aus Saarlouis mit Kommandeur Oberst Andreas Steinhaus teil, der Deutsch-Französischen Brigade Müllheim mit Brigadekommandeur Oberst Philipp Lede, der 1st Infantry Division aus Fort Carson (Colorado, USA) sowie die Koninklijke Nederlandse Brigade „Prinses Irene“.

Dass man heute zusammenstehe, so Schneiderhan, sei „ein Wunder der Versöhnung und ein später Sieg über Adolf Hitler“. Und weiter: „Wir verneigen uns vor den Opfern, die dieser Krieg unter den Franzosen und den anderen Alliierten gefordert hat, und wir gedenken auch der deutschen Soldaten, die von einem verbrecherischem Regime um ihre Zukunft gebracht wurden.“

Demagogie und Allmachtsphantasien

Botschafter Stephan Steinlein sprach auch die aktuelle Situation in Europa an. In seiner Rede auf Französisch sagte er: „Dank der Europäischen Union haben wir heute die einzigartige Chance, in Freiheit zu leben.”

Umso besorgniserregender sei es, dass der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist. Erneut würden in Europa demagogische Stimmen und Allmachtsphantasien laut, der Ton in den Medien werde virulenter und manche Menschen glaubten, dass ihr Lebensstil dem anderer überlegen sei, sagte Steinlein. Für die warnenden und zugleich versöhnlichen Worte der beiden Redner dankte La Cambes Bürgermeister Bernard Lenice beim anschließenden Empfang herzlich.

Der militärische Beitrag der USA

Explizit sprach Wolfgang Schneiderhan auch die Vereinigten Staaten von Amerika an. Obwohl als Land vom deutschen Angriffskrieg nicht unmittelbar betroffen, hätten sich die USA „in und für Europa militärisch engagiert“ und unter großen Opfern zum Ende des Krieges beitragen.

Umso unfassbarer sei es, dass ein großes Land, das einst im Kampf gegen das Deutsche Reich einen „ungeheuren Blutzoll“ entrichtet habe, heute selbst zum Aggressor in Europa geworden sei, sagte Schneiderhan mit Blick auf den aktuellen Krieg im Osten.
 

Mahnung und Bekenntnis

Das sei eine Mahnung für alle Anwesenden, deren Zusammensein ein solidarisches Bekenntnis für die Gefallenen, besonders aber auch für die Lebenden und die zukünftigen Generationen sei, so der Volksbund-Präsident. Der 80. Jahrestag des D-Day (Decision-Day / Tag der Entscheidung) – in La Cambe war er an diesem sonnigen Mittag ein Tag der Versöhnung, der Empathie und der Solidarität.

„Dank der Europäischen Union haben wir heute die einzigartige Chance, in Freiheit zu leben.“

Stephan Steinlein, deutscher Botschafter in Frankreich

Der Deutschlandfunk stellt die Kriegsgräberstätte La Cambe in einem knapp sechsminütigen Hörfunk-Beitrag vor. Zur Wort kommen die Friedhofsverwalterin Marie-Annick Wieder und der Sohn des SS-Sturmbannführers Adolf Diekmann. Er war wesentlich am Massaker von Oradour 1944 beteilgt und ist in La Cambe begraben.

ARTE begleitet eine Familie auf Spurensuche und berichtet in einer halbstündigen Dokumentation unter anderem von der Kriegsgräberstätte La Cambe.

Aktuell aus der Normandie

Der Volksbund berichtet:

- über die „Flamme der Erinnerung”, die vom 3. bis 5. Juni von Aachen über Brüssel bis nach Bayeux getragen wird: „Flamme der Erinnerung“ vereint Jugend zum D-Day in der Normandie

- über die Gedenkveranstaltung mit Einweihung der neuen Ausstellung am 7. Juni: Mont d’Huisnes zum D-Day: „Unzerbrechliche Bande“.

Zu den historischen Hintergründen hier ein Beitrag aus der Reihe #volksbundhistory: D-Day: Triumph der „freien Welt“ über den Totalitarismus.
 

 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig, pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 30.000 junge Menschen.

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Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit