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Comic-Wettbewerb: Preisverleihung erstmals trinational

Kriegsgräberdienste würdigen Nachwuchstalente in Straßburg

Aus Deutschland, Belgien und Frankreich kommen die 30 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die Residenz der belgischen Botschafterin in Straßburg betreten – die Gewinnerinnen und Gewinner des Comic-Wettbewerbs. Thema: „Sport zwischen Krieg und Frieden“. Zur ersten gemeinsamen Preisverleihung hatten der Volksbund und seine Partnerorganisationen eingeladen – eine erfolgreiche Premiere.
 

Eine Villa im Herzen der Stadt. An der Fassade die belgische Trikolore. Im Foyer ein Stimmengewirr: Französische, niederländische und deutsche Sätze wirbeln durcheinander. Immer mehr junge Leute kommen in das Foyer, ziehen Rollkoffer über den Parkettboden, versuchen, sich zu orientieren.
 

Zu Gast bei der belgischen Repräsentantin

„Kommen Sie rein! Jacken und Gepäck können Sie in diesem Raum abstellen.“ Mitten im lebhaften Treiben begrüßt die Hausherrin persönlich jeden Gast. Delphine Delieux ist erst seit kurzem Ständige Repräsentantin Belgiens beim Europäischen Rat. Ihr Haus hat sie für dieses besondere Ereignis geöffnet. „Mein Mann ist Künstler und mein Sohn liebt Comics und Mangas“, verrät sie später. So kommt zu der offiziellen repräsentativen Verpflichtung auch eine persönliche Verbindung.

Mitarbeiterinnen stellen die letzten Stühle in den Salon. Hinter der breiten Flügeltür setzen sich die Reihen fort. Auf den vorderen Plätzen: die jungen Künstlerinnen und Künstler. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer wie auch stolze Eltern bleiben im Hintergrund, versuchen von dort, den einen oder anderen Moment fotografisch festzuhalten.
 

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Drei Länder, drei Sprachen, drei Organisationen – ein Comic-Wettbewerb: Seit über zehn Jahren schreibt die ONACVG den „Bulles de mémoire“ („Sprechblasen der Erinnerung“) aus und motiviert so zu einer kreativen Auseinandersetzung mit Krieg und seinen Folgen. Vor sechs Jahren schloss sich der Volksbund diesem Projekt an, vor drei Jahren kam noch das belgische „War Heritage Institute“ dazu.

Während in den vergangenen Jahren jede Organisation ihre Preisträgerinnen und Preisträger in einer eigenen nationalen Veranstaltung ehrte, ist es 2024 das erste Mal, dass eine gemeinsame Preisverleihung stattfindet.
 

Album in drei Sprachen

Sie ist zugleich Auftakt zu einem sechstägigen Treffen in Niederbronn-les-Bains. Der Volksbund hat die Gruppe in seine Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte dort eingeladen. Darüber hinaus gibt es erstmalig ein dreisprachiges Comic-Album mit den Gewinnerbeiträgen.
 

Mit Stiften machtvoll für den Frieden

Der europäische Gedanke en miniature möchte man meinen: Die Preisverleihung findet auf rechtlichem belgischen Territorium – nämlich in der Residenz der belgischen Botschafterin – auf französischem Boden statt. Im Anschluss fährt die Gruppe in eine deutsche Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte – ebenfalls in Frankreich. 

Botschafterin Delphine Delieux begrüßt die Anwesenden nun offiziell, verweist auf Straßburg als symbolischen Ort für eine europäische Begegnung und lobt das Engagement der jungen Comic-Zeichnerinnen und Zeichner. „Es ist machtvoll, dass Ihr den Stift in die Hand nehmt und Euch damit für den Frieden einsetzt“, gibt die Botschafterin den Jugendlichen mit auf den Weg.
 

Kunst verbindet

„Kunst bietet die Chance zur Veränderung – gegen geschlossene Systeme“, so Marie-Christine Vedier-Jouclas, die Generaldirektorin der ONACVG, in ihrer Laudatio. „Ihre Arbeiten, die Grenzen überschreiten, sind ein eindrucksvoller Beweis dafür“, richtet sie sich an die Preisträgerinnen und Preisträger.

Jean Cardoen betont „das gute Verhältnis und die fruchtbare Zusammenarbeit“ zwischen den drei Partnerorganisationen. „Mit Comics findet Gedenken ein attraktives und anschauliches Medium für junge Menschen“, so der Direktor der Abteilung Museologie, Bildung und Erinnerung des belgischen „War Heritage Institute“.
 

Collage, Fotomontage, digitale Kunst

„Der Wettbewerb richtet sich an ein breites Publikum, da alle möglichen kreativen Techniken eingesetzt werden können – von der Collage über die Zeichnung bis hin zur Fotomontage oder digitalen Gestaltung. Zeichnen zu können ist also keine Notwendigkeit mehr. Kreativität und Fantasie sind gefragt“, so Jean Cardoen.
 

Wettbewerb als Aushängeschild

Für den Volksbund dabei: Alexandre de Bordelius, der Länderbeauftragte für Frankreich. Auch er lobt die Kooperation der drei Partner: „Im Bereich Bildung ist der Comic-Wettbewerb ein besonders sichtbares und schönes Aushängeschild unserer trilateralen Zusammenarbeit.“

Comics seien eine gemeinsame Leidenschaft, die verbinde. Alle Autorinnen und Autoren hätten sich „mit schwierigen Themen der europäischen Geschichte befasst und kreative Wege gefunden, diese Geschichten zu erzählen“, so de Bordelius.
 

Von Jugendwerk gefördert

Dass die jungen Comic-Zeichnerinnen und -Zeichner noch gemeinsame Tage mit Workshops, Führungen und Veranstaltungen verbringen können, haben sie auch der Förderung durch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) zu verdanken.

Frédéric Schmachtel als dessen Repräsentant in Straßburg verweist darauf, wie wichtig es ist, bei komplexen Themen verschiedene Perspektiven einzubeziehen, denn das sei für das Zusammenleben in Europa und darüber hinaus sehr wertvoll. Das DFJW unterstützt Projekte wie den Comic-Wettbewerb, bei denen es um interkulturelles Lernen gehe.
 

Interkultureller Austausch

Die jungen Comic-Autorinnen und -Autoren treten nach vorne und nehmen ihre Auszeichnungen entgegen. Dankesworte fallen. Kameras blitzen. Während eines kleinen Empfangs entwickeln sich die ersten Gespräche.

Auf dem Weg zum Bus, der die Gruppe nach Niederbronn bringen soll, haben sich die jungen Leute bereits gemischt. Interkultureller Austausch kann einfach sein, wenn man eine Sprache spricht – und sei es die Sprache der Kunst.
 

Workshop mit Profi-Zeichner

Wie schon in den Vorjahren erwartet sie in den folgenden Tagen ein abwechslungsreiches Programm. Sie lernen die Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-Bains kennen, machen einen Comic-Workshop mit dem Profi-Zeichner Loïc Chevallier.

Außerdem sprechen sie mit dem Gendarmen Franck Robin. Er wurde bei einem Einsatz im Kampf verwundet und ist mehrfacher Medaillengewinner bei den „Invictus Games”. Auch zwei Exkursionen sind geplant: ein Besuch in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof und eine Fahrt ins Europaviertel Straßburgs.
 

Neue Ausschreibung

Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Einige Gruppen und Schulen haben bereits mit Planung, Recherche und Umsetzung begonnen. Das Thema der aktuellen Ausschreibung lautet: „Schicksale von Menschen und Tieren im Krieg“. Einsendeschluss ist der 31. März 2025.


Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen.

Die Gräbersuche Online umfasst inzwischen rund 5,4 Millionen Datensätze. Wer noch einen Angehörigen vermisst, kann dort recherchieren und gegebenenfalls einen Suchantrag stellen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
 

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