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Ein unersetzbarer Förderer

Volksbund trauert um Gottfried Memmel

Am 1. März 2014 verstarb Gottfried Memmel im Alter von 92 Jahren. Seine ehrenamtliche Aktivität war so ungewöhnlich, wie die große Zahl seiner geworbenen Mitglieder: Über 3 200 Menschen hat Gottfried Memmel mit großem persönlichen Einsatz für den Volksbund begeistert. Damit war er bis heute der aktivste Werber des Volksbundes. Die meisten Mitglieder fand er bei den Soldaten aller Dienstgrade in Gesprächen und Vorträgen, auch vor größeren Einheiten mit vielen interessanten Menschen. Dafür legte er selbst weiteste Strecken zurück, verbunden mit sehr langen Tagen in Garnisonen der Bundeswehr von Thüringen bis Baden-Württemberg.

Das Werben für den Volksbund war ihm ein wichtiges Anliegen. Grund dafür war der Tod des Bruders im Zweiten Weltkrieg, der heute auf der Kriegsgräberstätte in Königsberg (Kaliningrad) ruht. Aber auch Gottfried Memmel hat den Krieg in all seinen schrecklichen Ausformungen selbst erlebt. So wurde die Begeisterung für die Friedensarbeit des Volksbundes aus dem Schrecken und dem persönlichen Erleben des Krieges geboren. Nur wer selbst an eine Sache glaubt, kann auch andere überzeugen - heißt es. Dies traf auf Gottfried Memmel in jedem Fall zu. Er überzeugte die Menschen, weil er sie aufgrund seiner Erfahrung und der daraus gezogenen Lehren persönlich berühren und überzeugen konnte. Mit dem traditionsbewußten Bayern verliert der Volksbund einen seiner aktivsten und erfolgreichsten Werber.

Unsere herzliche Anteilnahme gilt seinen Angehörigen und Freunden.

 

Persönlicher Nachruf

Gottfried Memmel lebt nicht mehr.

„Ich bin ein Verrückter." Diesen Satz sagte er über sich selbst, und das mehr als einmal, manchmal auch in fragendem Ton – dann wollte er das bestätigt haben. Die ihn kennen, und nun muss ich leider sagen: kannten, wissen das. Meine Antwort darauf, mehr als einmal: „Dann sollte es mehr solcher Verrückter geben auf unserer Welt."

Gottfried Memmel gehörte zu dem furchtbar dezimierten Jahrgang 1921. Geboren am 12. Oktober in Rannungen/Unterfranken, war er 1939 gerade alt genug, um den Zweiten Weltkrieg vom ersten Tag an als Soldat miterleben zu müssen. Doch hatte er das Glück, diese unseligen sechs Jahre lebend zu überstehen – anders als einer seiner Brüder, der im Raum Königsberg fiel, und in dessen Andenken er, wie er später sagte, sich so sehr für den Volksbund engagierte.

Dieses Engagement im Volksbund begann 1974. Frieda Kutschenreiter aus seiner Heimatgemeinde warb ihn als Mitglied. Alsbald begann er selbst, Mitglieder zu werben, in der Gemeinde, dann in den Nachbardörfern und immer weiter im Umland. „Kein Bürgermeister, kein Pfarrer und kein Lehrer war vor mir sicher", erzählte er mir später.

Durch seinen großen Erfolg wurde ich vor jetzt schon gut 20 Jahren auf ihn aufmerksam. Als sich die Zahl seiner Geworbenen der Tausendermarke näherte, telefonierten wir. Über diesen ungewöhnlichen Mann wollte ich, damals Redakteur unserer Mitgliederzeitschrift, unbedingt berichten – und ich wollte auch ganz gern von ihm selbst das Geheimnis seines Erfolges erfahren. Er lud mich ein, und sowohl ich als auch er haben diese eineinhalb miteinander verbrachten Tage nie vergessen. Gut, vielleicht hätte ich die kritische Bemerkung über das schiefe Dach seines Häuschens nicht machen sollen. Das Häuschen steht nämlich noch, das Dach hält nach wie vor: Unterfränkische Bauqualität!

Dieser Tag mit Gottfried Memmel – wir besuchten eine Bundeswehrkaserne in Tauberbischofsheim und kamen mit acht neuen Mitgliedern zurück – zeigte mir: Man muss diesen Erfolg wollen. Und man kann diesen Erfolg haben, wenn man von einer guten Sache fest überzeugt ist. Schließlich, und vielleicht war das tatsächlich das Wesentliche: Man muss Interesse am Mitmenschen haben. „Keine Angst vor hohen Tieren" hilft sehr. Ausdauer und Geduld sind wichtig – und auch eine gewisse Hartnäckigkeit der Sorte „Na ja, wenn man mich vorne rausschmeißt, komm ich eben von hinten wieder rein!"

Und dann – soll ich es hier schreiben? Ich tue es, denn es war ja so. Und dann war er halt ledig, hatte niemanden, der seine Zuwendung und Zeit „einforderte", keine Frau, die ihn hätte (sicher manchmal mit Recht) ausschimpfen können, wenn er wieder einmal in aller Herrgottsfrühe mit dem Auto zu einer seiner unzähligen Werbetouren aufbrach. Er hatte seine Aufgabe, seine Berufung gefunden. Erst als er vor fünf Jahren erschöpft zusammenbrach, war Schluss. Bis zum Jahr 2009 hatte er 3218 Mitglieder für unseren Volksbund geworben.

Gottfried Memmel ist am 1. März 2014 im Alter von 92 Jahren gestorben. Dieser „Verrückte" wird uns, wird mir sehr fehlen.

Martin Dodenhoeft

 

Lesen Sie hier den Abschiedsbrief von Oberstleutnant Jean Lenoir. Er war 2004 bis 2007 französischer Heeresverbindungsoffizier in der Infanterieschule in Hammelburg und ein sehr guter Freund von Gottfried Memmel.