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Historisches Datum

Der Volksbund in den neuen Bundesländern

Der erste Landesverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den neuen Bundesländern hat sich am 8. Mai 1991 in Thüringen konstituiert.

Dieser nüchterne Satz in der Ausgabe 3/1991 unserer Mitgliederzeitschrift Stimme & Weg steht gewissermaßen am Anfang eines wichtigen neuen Kapitels der Volksbundarbeit. Die deutsche Teilung und die praktische Ächtung der deutschen Kriegsgräberfürsorge (zumindest, soweit sie auf die Soldaten unter den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft bezogen war) hatten dem Volksbund die Arbeit in der DDR unmöglich gemacht. Er galt offiziell als „faschistische Organisation“. 

Kontakte zu Angehörigen von Kriegstoten wurden auf privater Ebene und über die Evangelische Kirche gehalten. So konnte der Volksbund wenigstens die Fürsorge für eine Reihe von Soldatengräbern auf dem Gebiet der DDR unterstützen. Und für so manche DDR-Bürger, die dann endlich „Reisefreiheit“ genossen, führte der erste Weg in Westdeutschland zum Volksbund, um sich den Weg zum Grab eines Angehörigen in Frankreich oder anderswo erklären zu lassen. 

Heute sind die Bemühungen um die Gründung neuer Landes- und Kreisverbände in der „Ex-DDR“ fast schon Geschichte. Zwar hat nicht jede Neugründung aufgrund von Gebietsreformen überlebt. Doch das hat sich geändert. Besonders erfreulich ist es, dass immer wieder neue Kreisverbände hinzukommen, so am 13. Oktober im Burgenlandkreis/Sachsen-Anhalt! 

Die zwanzigjährige Geschichte des Volksbundes mit einer inzwischen unübersehbar vielfältigen Reihe an Aktivitäten von Usedom bis Chemnitz, von Eisenach bis Frankfurt an der Oder lässt sich auf so wenig Platz wie hier nicht darstellen. Man müsste ein Buch darüber schreiben – und tatsächlich ist auch ein Buch zur Herausgabe im kommenden Jahr geplant. Wir werden darüber informieren! Aber so viel sei schon hier erwähnt: Zu beginnen war damit, den Volksbund und seine Arbeit überhaupt erst wieder bekannt zu machen. Es galt vor allem, die Angehörigen von Kriegstoten darüber zu informieren, dass der Volksbund etwas über diese Kriegstoten weiß und helfen kann. Zahlreiche Kommunen hatten auf einmal die Aufgabe, die Kriegsgräber auf ihrem Gebiet zu sichern, instand zu setzen und zu pflegen – Beratung ist auch heute noch notwendig und willkommen. Das ungeheuer wichtige Standbein der auf die Förderung von Verständigung, Versöhnung und Frieden orientierten Jugend- und Bildungsarbeit musste völlig neu geschaffen werden. Um all dies überhaupt tun zu können, hat der Volksbund analog seiner Struktur im Westen fünf neue Landesverbände geschaffen: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ost-Berlin wurde dem bestehenden Landesverband Berlin zugeordnet. Hauptamtliche Mitarbeiter wurden eingestellt, ehrenamtliche Mitarbeiter vor allem für die Arbeit in den Landes- und Kreisvorständen und für die Jugend- und Bildungsarbeit gesucht und gefunden. Mitglieder und Spender wurden geworben. Ohne sie „läuft“ auch beim Volksbund in den neuen Bundesländern nichts! 

In der erwähnten Ausgabe unserer Zeitschrift stand damals unter anderem Folgendes: „Alles in allem: Die Aufgaben sind gewaltig, und die Bedingungen könnten günstiger sein. Doch kurz nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg war es unvergleichlich schwieriger als heute. Der Volksbund stellt sich dieser Herausforderung an seine Erfahrung und Motivation deshalb mit großer Zuversicht!“ Zwanzig Jahre später stellen wir fest: Diese Zuversicht war berechtigt! Allen, die zum Erfolg beigetragen haben und es noch tun, sei ein herzlicher Dank gesagt. Aber es gibt noch viel zu tun. Vor allem muss der Bekanntheitsgrad noch weiter gesteigert werden. Denn das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit des Volksbundes ist die wichtigste Grundlage seiner Arbeit für den Frieden.
 

Dr. Martin Dodenhoeft

 

Über 1 500 Gäste kommen auf Einladung des Volksbundes am 30. April 2005 auf den Waldfriedhof Halbe, um dort gemeinsam aller Opfer der Weltkriege zu gedenken. Unter ihnen sind auch einige Angehörige.