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Schach dem Vergessen!

Weltmeisterin spielt Benefizturnier

Die zierliche Hand der Großmeisterin schwebt bedrohlich über den Figuren. Man sieht kaum eine Regung. Nur die langen Wimpern arbeiten in demselben rasanten Takt, in dem sie ihre 44 Partien spielt – und keine einzige verliert. Die zweifache Schach-Junioren-Weltmeisterin Elisabeth Pähtz ist der Star des Abends. Sie gewinnt 36 Partien, acht Mal spielt sie Remis. Und das Beste: Bei diesem Benefiz-Simultan-Schachturnier kommen 1 500 Euro für den Volksbund zusammen. 

Die Idee dazu hatten Pastor Harald Merz aus Wolfshagen im Harz und Generalmajor Johann Oppitz, der Befehlshaber des Wehrbereichs III. Letzterer ist sozusagen der Chef der Großmeisterin. Elisabeth Pähtz ist nicht nur ein Schachgenie, sondern auch Soldatin in einer Sportfördergruppe der Bundeswehr. „Ohne diese Hilfe, wäre mein Sport sonst nicht möglich. Deswegen finde ich es gut, dass ich jetzt auch mal was zurückgeben kann,“ sagt die 23-Jährige. Ihr General sieht es ähnlich: „Schach ist ein großartiges Spiel, das Körper, Geist und Seele sowie deren Zusammenspiel fördert. Zugleich bin ich seit Jahren ein Förderer des Volksbundes. Da lag es nahe, beides in Person meiner Sportsoldatin und Großmeisterin zu verbinden.“ 
 

Keine Geschenke

Inzwischen spielt sie schon drei Stunden. Acht gegnerische Könige sind bereits gefallen. Es liegt wohl in der Familie, auch ihr Vater ist ein international anerkannter Großmeister. Doch jetzt ist es Zeit für eine kleine Pause. Generalmajor Oppitz kümmert sich rührend um seine Hauptgefreite: „Möchten Sie etwas Suppe, eine Tasse Tee, Wasser?“ Doch zum Essen kommt sie kaum. Immer wieder wagt sich einer der Umstehenden vor, bittet um ein gemeinsames Foto, ein Autogramm. Elisabeth ist immer da, lächelt und erfüllt alle Wünsche. Nur auf dem Schachbrett mauert sie, baut gnadenlos ihre Stellung aus. „Sie verteilt heute wohl keine Geschenke,“ spöttelt Harald Merz. 
 

Pastor und General zufrieden 

Dennoch sind der Pastor und der General hochzufrieden. Startgelder und Spenden kommen der neuen Kriegsgräberstätte in Cheb (Eger) zugute. Überall im Saal stehen große Aufsteller mit Texten und Fotos, auf denen man die ersten 500 Särge mit den Gebeinen der deutschen Kriegsopfer in Tschechien sieht. „Nur in einem Miteinander in Frieden wird die Menschheit überleben können. Jeden Tag zeigt sich aufs Neue, auf welch schmalem Grad der Weltfrieden ruht und wie überlebenswichtig ein stärkeres Fundament ist. Hierzu kann Schach, das weltweit Kulturen verbindet, in idealer Weise beitragen,“ sagt Oppitz. Die Großmeisterin nickt. Jetzt ist sie wieder am Zug. Vor ihrem geistigen Auge geht sie die verbleibenden 36 Partien durch. Nur nichts vergessen. Das ist wichtig für die Großmeisterin – und die Soldatin. 

Maurice Bonkat