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Trittleiter aus Grabkreuzen

… gesehen auf einem Hof in Flandern

Relikte des Ersten Weltkrieges sind in Flandern, dem Land, in das sich der Krieg vier Jahre lang festgebissen hatte, bis heute keine Seltenheit. Nicht nur in Museen und auf Gedenkstätten sind sie zu finden. Wer einen Blick dafür hat, kann sie noch an vielen Orten entdecken. Ein ganz besonderes Überbleibsel fotografierte Dr. Christian Paul aus Braunschweig.

Vor einigen Wochen übersandte er uns die Aufnahme einer Leiter, die er 2013 auf einem ländlichen Hinterhof zwischen Ypern und Zonnebeke bemerkt hatte. „Das für den Bau der Leiter verwendete Eichenholz stammt von Grabkreuzen eines nahe gelegenen deutschen Soldatenfriedhofes des Ersten Weltkrieges“, schreibt Paul. Deutlich sind die Sterbedaten und das Kreuz als Hoheitszeichen zu erkennen.

Wahrscheinlich wurden die Toten – wie an vielen anderen Orten auch – nach dem Krieg auf große, zentral gelegene Kriegsgräberstätten umgebettet, in diesem Fall vielleicht nach Langemark. Die zurückgelassenen Grabkreuze aber haben die Anwohner für eine anderweitige Verwendung zur Seite gelegt – und in diesem Fall erst vor kurzem als Trittbretter verarbeitet. Denn die Seitenteile der Leiter sind keineswegs alt.

Immerhin hat der Zimmerer die Bretter so gedreht, dass die beschrifteten Seiten nach unten zeigen, der Emporsteigende also nicht bei jedem Schritt an die Herkunft des Holzes erinnert wird.

(FK)